Es war ein ungewöhnlich brutaler Raubüberfall, der 2009 in Graz Schlagzeilen machte. Drei Männer betraten am 24. Jänner kurz nach 10 Uhr das Juweliergeschäft Jilka am Grazer Jakominiplatz. Einer der Männer stürmte sofort hinter das Verkaufspult und hielt der Geschäftsinhaberin Christa Reiter ein Messer an den Hals. Die 63-Jährige wehrte sich nach Leibeskräften. Die Antwort der Täter: Sie fesselten die Geschäftsfrau, fixierten sie am Boden und schlugen ihr mehrmals mit der Faust ins Gesicht. "Das war das Ärgste, was ich je erlebt habe. Die haben so brutal zugeschlagen – ich hab' geglaubt, da komm ich nicht mehr lebend heraus", erzählte sie später der Kleinen Zeitung über diese schrecklichen Minuten. Mit Schmuck im Wert von mehr als 20.000 Euro ergriffen die Täter schließlich die Flucht.
Keine Augenzeugen
Die Ermittlungen in dem Fall gestalteten sich schwierig. Die Täter hatten der Geschäftsfrau die Brille vom Gesicht geschlagen, neben Prellungen und Hämatomen am gesamten Körper erlitt sie auch Blutungen im Auge. Die Frau konnte deshalb nur eine vage Täterbeschreibung liefern. Obwohl sich der Tatort direkt im Stadtzentrum und gegenüber einer Bushaltestelle befand, fehlte es an verwertbaren Augenzeugenberichten. Überwachungskameras in der Umgebung lieferten kein brauchbares Material. Der Fall blieb ungeklärt – bis jetzt.
International tätige Bande
Vor einigen Monaten nahmen die Raubermittler des steirischen Landeskriminalamts die Ermittlungen wieder auf. Bei der neuerlichen molekulargenetischen Untersuchung von Tatortspuren erhielten die Kriminalisten schließlich einen Treffer. Die DNA konnte einem zum Tatzeitpunkt 58-jährigen Rumänen zugeordnet werden. Er agierte zum Zeitpunkt des Überfalls als Kopf einer international agierenden Tätergruppe.
Ein halbes Jahr nach dem Überfall in Graz überfiel der Rumäne am 8. Juli 2009 einen Juwelier im deutschen Würzburg. Dieses Mal klickten die Handschellen für den Mann. Mehrere brutale Raubüberfälle in Frankreich und Deutschland wurden ihm und seinen Komplizen nachgewiesen. Eine Verbindung zum Raub in Graz stellten die deutschen Ermittler damals aber nicht her.
Täter verstorben
Auch wenn der Grazer Überfall geklärt werden konnte – zur Verantwortung wird man den Mann nicht mehr ziehen können. Er ist im Dezember 2016 verstorben, wie das Landeskriminalamt bekannt gab.