Wie könnte es auch anders sein: Wir erreichen Jonathan Stallegger am Handy – während einer Radtour. Wird doch nicht am Ende der Chef persönlich ausliefern? "Nein, ich bin nur grad unterwegs zu einem Kundentermin", lacht der 34-Jährige. Vor sieben Jahren gründete er den Grazer Zustelldienst Velofood. Was langsam ins Rollen kam, nimmt seit Jahren mehr und mehr Fahrt auf: "Ich weiß noch, dass wir nach einem Jahr bei bis zu 100 Essensbestellungen am Tag angelangt waren. Auch das war schon toll. Aber heute sind es 800 am Tag."
Der Zeitgeist und die Pandemie kurbelten das Geschäft an, weil der nächste Burger oder die nächste Pizza nur einen Mausklick oder ein paar Wischer am Smartphone von der eigenen Couch entfernt waren.
Schon 2019 übertraf die Zahl der Velofood-Fahrradboten den dreistelligen Bereich, neuerdings sind 30 von ihnen sogar fix angestellt. Sie strampeln zu mittlerweile 140 Partnerrestaurants in Graz, die sich alle auf die Velofood-Richtlinien einlassen: "Das Essen kommt nur in biologische Verpackungen und immer öfter auch in Mehrwegbecher", so Stallegger, der dennoch Gusto auf mehr hat: "In einem nächsten Schritt planen wir, das gebrauchte Geschirr auch wieder abzuholen." Aus seiner Sicht hebe man sich mit diesem nachhaltigen Ansatz und dem Umstand, ausschließlich Muskelkraft bei der Auslieferung einzusetzen, "von den Mitbewerbern ab".
Genau darauf verweist Stallegger schließlich auch bei der Frage, ob seine Ideale mit dem Erfolg überhaupt Schritt halten konnten. Oder ob er des boomenden Geschäfts wegen zu Kompromissen bereit sei. "Wir leben die ursprüngliche Idee der Nachhaltigkeit bis heute."
Pizza und Burger sind übrigens nach wie vor die meist bestellten Speisen. Doch für den 34-Jährigen selbst darf es am liebsten eine vegetarische Bowl sein.