Die Diskrepanz könnte größer nicht sein. Aktuell ist der Tummelplatz ein Platz, wie man ihn von vielen südlichen Städten kennt: völlig versiegelt, praktisch ohne Bäume, um eine offene urbane Spielwiese sein zu können. Bald soll es dort im Herzen der Altstadt aber vor Grün wimmeln, ohne die urbane Funktion einzubüßen. Das ist das Ergebnis eines aufwendigen Wettbewerbes, den die Grazer "konstruktiv Architektur & weeSt Architekten" rund um Julia Fröhlich, Wolfgang Timmer und Martin Konrad für sich entscheiden konnten.

"Der Tummelplatz war Mitte der 1990er-Jahre der erste Platz in Graz, der nach einem Architekturwettbewerb gestaltet wurde", erinnert Stadtbaudirektor Bertram Werle. Ganz Österreich habe darauf geblickt, von den Grazerinnen und Grazern bekam er rasch den Beinamen Ufo-Landeplatz – wegen der Beleuchtung im Boden, die aber nicht lange funktioniert hat. "Der Platz war hochwertig, aber ein Kind seiner Zeit und zuletzt nur mehr Flickwerk", so Werle.

"Wir wollten in die Zukunft schauen"

"Wir wollten ein Statement aus 2023 und in die Zukunft schauen", begründet Maria Auböck den Siegerentwurf. Die Wiener Landschaftsarchitektin war Vorsitzende der Jury und streicht die Vorzüge des Siegerentwurfs heraus: viele, große Bäume gegen die urbane Hitze, möglich durch das Schwammstadtprinzip; attraktive Plattenbeläge; Aufenthaltsqualität für alle Generationen; Regenwassermanagement, um für Starkregenereignisse gerüstet zu sein; Verkehrsabwicklung.

Umgebaut wird dabei nicht nur der Tummelplatz selbst, sondern auch der Bischofplatz und die Straße hin zur Einspinnergasse, die in diesem Bereich (bis zur Burggasse) zur Fußgängerzone wird. Der Bischofplatz soll laut Entwurf gar zum "Garten" werden und eine kleine Agora erhalten, also ein Aufenthaltsbereich mit Stufen. "Wir wollten uns von der Komplexität der Anforderung an den Platz nicht erschlagen lassen", sagen die Sieger-Architekten, die auch überzeugt sind, dass sich derzeit leerstehende Flächen in der Verlängerung der Einspinnergasse nach der Umgestaltung rasch füllen werden.

5,33 Millionen Euro sind derzeit beschlossen

Im Vorjahr wurden 5,33 Millionen Euro für den Umbau veranschlagt. Ob das Geld reicht, wird sich zeigen. Eine konkrete Kostenschätzung sei erst nach der Detailplanung möglich. "Das ist der Wettbewerbsentwurf, noch keine Einreichplanung", so Werle. "Aber was fix ist: Der Geist des Siegerprojektes wird sichergestellt."

Der Auftrag zum Umbau reicht schon zurück in die Ära von Ex-Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), die Umsetzung obliegt nun Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). "Ich war ja nicht Teil der Jury, aber genauso wünsche ich mir den Tummelplatz", sagt sie. Sie kennt den Platz seit ihrer Jugend, ist sie dort doch in die Schule gegangen. "An diesem Projekt sieht man, was der etwas sperrige Grundsatzbeschluss zu klimagerechter Stadtplanung bedeutet."

"Wenn wir heute den öffentlichen Raum planen, müssen wir klimarelevante Fragen mitdenken und wollen auch schon im Vorfeld mit den Nutzern in Form eines Beteiligungsprozesses in Kontakt sein", sagt Stadtplanungschef Bernhard Inninger. Beides sei beim Tummelplatz der Fall.