Auf den ersten Blick erinnert nur das kleine Gebäude direkt neben der Kasernstraße, das unter Denkmalschutz und deshalb noch steht, an alte Zeiten. Der Rest des früheren Bundesheer-Areals im Grazer Bezirk Jakomini, das 2016 um elf Millionen Euro verkauft wurde, baut längst auf und für die Zukunft: Unter dem Namen "Jakomini Verde" (verde steht für "grün") entstehen zehn Häuser mit 570 Wohnungen, entwickelt von der Firma Immovate und der ARE, eine Bundesimmobiliengesellschaft-Tochter.
Weitere 80 Gemeindewohnungen samt Tiefgarage legen die Stadt Graz und die gemeinnützige ENW bald drauf: Im nördlichen Teil des Areals, quasi beim früheren Einfahrtstor der Kaserne, entstehen zwei markante Gebäude. "Von der Form her haben wir uns an den Gebäuden des Verde-Projekts orientiert", so Karlheinz Boiger vom Architekturbüro Hohensinn, welches den ausgelobten Wettbewerb gewinnen konnte. Die eigene Handschrift soll man dann nicht nur dank fünf verschiedener Größen bei den Wohnungen erkennen, sondern auch bei den begrünten Innenhöfen – und am Sockel, der das Fundament der beiden Komplexe bilden sowie zudem einen Supermarkt beheimaten wird.
Stadtbaudirektor Bertram Werle betont erneut die "maßvolle Verdichtung" als Losung – und "die Stadt der kurzen Wege". Letztere führen künftig hier in Jakomini im Anschluss an die Gemeindebauten zu einem Sportplatz, der den Fokus auf Angebote für Mädchen legen wird, und durch einen Park. "Das ist in Graz fast einzigartig, wie Wohnen am Central Park", lacht Architekt Boiger.
Baukosten als Herausforderung
Bei den 80 Gemeindewohnungen hat die Stadt das "Zuweisungsrecht", für den Bau verantwortlich ist eben die ENW. Deren Geschäftsführer Wolfram Sacherer freut sich auf das Projekt, das 2024 starten "und 2026 abgeschlossen sein soll". Auf dem Weg dorthin warten aber Herausforderungen, gesteht Sacherer – und verweist auf massiv steigende Baukosten. Die Teuerungen verändern generell den Markt: Zum einen im freien Bereich ("Kleinwohnungen als Anlegermodelle brechen fast weg, vor allem an Randlagen lassen sie sich nur mehr schwer vermarkten", weiß Baudirektor Werle) – aber auch bei den Gemeindewohnungen: Die Nachfrage ist seit 2019 um 55 Prozent gestiegen, weiß Gerhard Uhlmann, Geschäftsführer des städtischen Betriebes "Wohnen Graz".
Dies führt wiederum Bürgermeisterin und Wohnungsreferentin Elke Kahr (KPÖ) keineswegs nur auf gelockerte Zugangsregeln und die Leistbarkeit im Gemeindebau zurück, "sondern auch auf die unbefristeten Mietverträge, die Sicherheit geben". In Zeiten wie diesen müsse daher jede Kommune mehr denn je auf ausreichend Gemeindewohnungen achten ("Die fallen nicht vom Himmel"), Kahr fordert darüber hinaus erneut vom Bund eine Anpassung des Mietrechtsgesetzes ein. Dazu gehörten eine klare Zinsobergrenze und ein Ende der Mehrwertsteuer auf Mieten.