Zwischen Zahn und Zahnfleisch – dort sind die kleinen Beutelchen beheimatet. Sie fallen kaum auf, haben jedoch eine umso größere Beliebtheit – vor allem bei Jugendlichen. Nikotinbeutel (auch umgangssprachlich als "Snus" bekannt) sind jedoch alles andere als harmlos. Sie machen abhängig und bergen gesundheitliche Risiken wie zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. "Snusen" ist in, das hat auch Dominik Blümel wahrgenommen.
Der Journalismus- und PR-Student aus dem Bezirk Voitsberg spielte lange Fußball und dort sind Nikotinbeutel seit einiger Zeit en vogue. "In den Kabinen gibt es mehr Snus als Fußballschuhe", witzelt er. Diese Beobachtungen waren für ihn und seine Studienkollegen Severin Dringel, Friedrich Hainz und Markus Lösel der ausschlaggebende Grund, sich diesem Thema in einem großen Ausmaß anzunehmen. So ist im Zuge einer Lehrveranstaltung der FH Joanneum die Doku "Der Snus-Schmäh" in Kooperation mit dem Digitalverlag "Hashtag" entstanden.
Ein Blick hinter die Lippen
In der Doku blicken sie hinter die Kulissen des großen "Snus"-Geschäfts und seinen vielen Facetten. In sechs Monaten haben sie mit Psychologen, Lehrern, Medizinern und auch Werbefachleuten geredet, um mehr über die "Sucht, die keiner sieht" herauszufinden.
Das Problem sei nämlich laut den Produzenten, dass Nikotinbeutel in Österreich nicht reguliert sind. Das betrifft einerseits die Nikotinmenge, die in den Beuteln zu finden ist und andererseits auch den Verkauf oder die Bewerbung. Nikotinbeutel werden oft bunt und sportlich als "Lifestyle-Produkt" beworben. Durch die Freizügigkeit beim Verkauf der Beutel wirkt Österreich, so die Produzenten, wie ein "Testmarkt" für die Tabakunternehmen. "Die Raucherzahlen sind in Österreich rückläufig. Bevor man gar nichts verkauft, werden die Unternehmen versuchen, ihren Umsatz anders zu erhalten", so Blümel. Außerdem gäbe es noch wenig Forschungsergebnisse zu den neuen Produkten. Laut dem Psychologen Reiner Hanewinkel sei es die "Strategie von Tabakunternehmen" gewesen, dass sie ein "Produkt auf den Markt bringen, wo sie sagen können, das ist gesundheitlich viel besser". Früher die Light-Zigarette, heute eben Nikotinbeutel.
Einige Schulen haben mittlerweile in die Schulordnung aufgenommen, dass der Konsum und das Handeln mit "Snus" oder Nikotinbeuteln in der Schule und bei schulbezogenen Veranstaltungen untersagt ist – die Popularität senkt das kaum. Die HTL Ortweinschule macht sogar gegen einen Automaten vor ihrer Schule mobil. Mit dem Direktor der Schule hat das vierköpfige Team auch gesprochen – wie auch mit Benjamin Kircher, Suchtberater bei Vivid – Fachstelle für Suchtprävention, der in der Doku drastische Worte für die Nikotinbeutel findet: "Ich würde sagen, dass das die nächste Pandemie in Österreich ist." Auf langer Sicht sei noch immer die Zigarette das Produkt, das konsumiert wird. Die Nikotinbeutel markieren jedoch einen leichten Einstieg für junge Leute, so Kircher.
Was sich auch in ihrer Doku zeigt, ist die Nachfrage bei Jugendlichen. Sie haben eine nicht-repräsentative Umfrage an der HIB Liebenau mit 206 Schülerinnen und Schülern gemacht, wo 21 Prozent angegeben haben, dass sie schon einmal "Snus" oder Nikotinbeutel konsumiert haben.
Mit der Doku an Schulen gehen
Abseits zu den Ergebnissen der Doku war es für das Team wichtig, dass sie selbst etwas davon mitnehmen konnten. "Wir hatten kaum Vorerfahrung und haben uns alles selbst beigebracht", sagt Severin Dringel. Der Wunsch des Teams ist es, dass sie mit ihrer Doku nicht nur viele Menschen, sondern vor allem die Hauptzielgruppe erreichen. "Ich würde mir wünschen, dass der Film an Schulen gezeigt wird", sagt Severin Dringel.