Es war eine ungewöhnlich gut besuchte Mitglieder-Versammlung des Historischen Vereins für Steiermark und der Obmann, der Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs Gernot Peter Obersteiner, wusste auch im Vorfeld warum: "Es wird eine Sensation enthüllt."
Tatsächlich enträtselte der deutsche Historiker Konstantin Moritz Langmaier in seinem Vortrag im Wartingersaal gestern, Mittwoch, dann nichts anderes als das geheimnisvolle "A.E.I.O.U.", die Herrschaftsdevise von Kaiser Friedrich III.
Was AEIOU bedeutet
Um es nicht unnötig spannend zu machen: AEIOU bedeutet "Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor". Diese Wortfolge, die zu Deutsch in etwa "Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten" lautet, taucht bereits 1437 in Schriftstücken von und über Friedrich III. auf. Der ganze Satz lautet übrigens: "En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego." ("Seht, ich bin geliebt von den Erwählten, ich bin gefürchtet von den Ungerechten, also regiere ich, Friedrich, rechtmäßig")
Jahrhundertelang wurde gerätselt
Das "A.E.I.O.U." hatte viele Jahrhunderte für Staunen und Fragezeichen gesorgt, taucht es doch nicht nur in Graz auf, sondern in Wien, Wiener Neustadt, Triest, kurzum im gesamten Raum des einstigen Habsburger Reiches. Insgesamt existieren heute rund 300 mögliche Varianten, was es denn bedeutet haben könnte. Die gängigste Fassung war "Alles Erdreich ist Österreich untertan".
Der viele Jahre von Graz aus regierende Kaiser Friedrich III. (1415–1493) war der römisch-deutsche König mit der längsten Regierungszeit (1440–1493) und der letzte in Rom gekrönte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Friedrich wählte das "A.E.I.O.U." laut Langmaier bereits in jungen Jahren zur Herrschaftslegitimation, wie gesagt taucht es 1437 in einer Handschrift erstmals auf.
Forschungsirrtum
Natürlich war Langmaiers Deutung bereits bekannt, dass sie aber wenig beliebt bzw. kaum verwendet wurde, hat mit der Geschichtswissenschaft zu tun: Alfons Lhotsky, Doyen der österreichischen Mittelalterforschung im 20. Jahrhundert, hat in seinen Arbeiten zum "A.E.I.O.U." dieses sogenannte "En-amor-Distichon" als eine Erfindung des mährischen Notars Nikolaus Petschacher, eines vermeintlichen Rates von Kaiser Friedrich III., qualifiziert. "Ein Forschungsirrtum", konstatiert Langmaier.
Langmaier kann seine These überdies mit einer Quelle aus Brandenburg untermauern. Im "Zinnaer Marienpsalter", dem ältesten Druck Brandenburgs aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Zinna im heutigen Landkreis Teltow-Fläming, wird das "En-amor-Distichon" ebenfalls verwendet – und diese Schrift wurde immerhin von Friedrich kurz vor seinem Tod gelesen und genehmigt.
Langmaiers Ausführungen sind in seinem Artikel "Zur Devise Kaiser Friedrichs III. (1415–1493)" in der am Mittwoch veröffentlichten "Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark" (Jahrgang 113) erschienen.