Die Aktion startete Montagfrüh gegen 7.50 Uhr: Sechs Personen betraten den Zebrastreifen am Glacis, Ecke Geidorfplatz, zogen Warnwesten an, rollten mehrere Transparente aus ("Wir rasen in die Klimahölle, runter vom Gas!", "Und wenn die Regierung keinen Plan hat?"), setzten sich auf die Straße, klebten ihre Hände an den Asphalt und begannen, den Verkehr zu blockieren.
Ein Rettungswagen des Grünen Kreuzes wurde noch durchgelassen, dann begann die Blockade, die unmittelbar für Stau auf der viel befahrenen Kreuzung sorgte.
Die Polizei war wenige Minuten später vor Ort und begann zuerst damit, den Verkehr zu regeln. Gegen 8.15 Uhr wurden die ersten drei Protestierenden von der Straße weggetragen. Zuletzt hielten diese noch Kartonschilder mit der Aufforderung an die Stadtpolitik ("Kahr & Schwendtner [sic!], solidarisieren Sie sich mit unseren Forderungen") und eine Ankündigung für ein "Krisengespräch" am 23. März im Parkhouse.
Drei junge Männer hatten jeweils eine Hand tatsächlich auf die Fahrbahn geklebt. Das vorsichtige Lösen von der Fahrbahn durch Polizistinnen dauerte jeweils gut zehn Minuten. Kurz nach 8.35 Uhr waren zwei Fahrspuren bereits wieder für den Verkehr geöffnet, gegen 8.40 Uhr wurde der letzte Aktivist von der Straße getragen. Um 8.45 Uhr war die Straße wieder frei.
"Vom Asphalt schneiden"
Die Reaktionen: Die Fahrzeuglenker reagierten großteils gelassen, dann und wann wurde gehupt. Und während eine junge Autofahrerin aus dem geöffneten Fenster einen Polizisten lautstark aufforderte, die "Leute vom Asphalt zu schneiden", bedankte sich eine Radfahrerin bei den Aktivisten für "euren Mut".
Im Nahbereich hatten sich rasch umfangreiche Staus gebildet, wie der ÖAMTC berichtete. Von Norden kommend staute es auf der Grabenstraße bis zur Heinrich-Caspar-Gasse zurück, auf dem Glacis und auf den Straßen im Univiertel gab es kein Vorankommen.
Auch in Wien wurde Montagfrüh eine Straße blockiert: In der Bundeshauptstadt wurde am Montag der Verkehr auf der Rechten Wienzeile und am Schwarzenbergplatz von der "Letzten Generation" unterbrochen.
"Unsere Politik hat nichts begriffen"
Unter den Aktivisten war der Medizin-Student Luca Voglsam (22), der zum ersten Mal mit der "Letzten Generation" auf der Straße saß. Ihn hat zuletzt vor allem die Zukunftsrede von Kanzler Nehammer verärgert. Diese habe gezeigt: "Unsere Politik hat nichts begriffen. Die Klimakrise wird verleugnet und ignoriert. Autos sind wichtiger als meine Zukunft; die gesundheitlichen Folgen werden ausgeblendet. Ich habe Angst vor dem Zusammenbruch unserer Lebensgrundlagen – und damit vor Hungersnöten, Kriegen und Massenflucht. Ist es wirklich zu viel verlangt, heute die billigsten, einfachsten Schutzmaßnahmen wie Tempo 100 zu fordern?"
Grazer Wissenschafter unterstützten Protest
Begleitet werden die Aktivistinnen und Aktivisten von rund 30 Personen, die bei der Blockade hinter ihnen stehen – darunter Wissenschafter wie Karl Steininger und der bekannte Obmann des steirischen Naturschutzbunds, Johannes Gepp. Insgesamt sind es rund 60 Forschende aus Graz, die die Proteste unterstützen.
"Die mutigen Leute auf der Straße müssen unterstützt werden. Die Kanzlerrede hat uns noch mehr motiviert. Die vielen Institute und Wissenschafter, die sich mit dem Thema beschäftigen, sollen sich geirrt haben und unser Kanzler weiß es besser? Wir sind in Sorge um unsere Enkelkinder", so Johannes Gepp.
Karl Steininger, Klimaökonom und stellvertretender Leiter des Wegener Centers der KF-Uni Graz: "Ich stehe hier als Privatperson und Wissenschafter. Es geht nicht um die Form des Protests, sondern um unsere Sorgen und unsere Zukunft."
Und der Nachhaltigkeitsforscher und Universitäts-Professor Thomas Brudermann, erstmals bei einer Aktion der Letzten Generation, ergänzt: "Die Warnungen der Wissenschafter werden offenbar nicht wirklich ernst genommen."
Wie es in einem Presse-Statement der beteiligten Wissenschafterinnen und Wissenschafter hieß, würde man in den Studien sehen, "wie zerstörerisch die Folgen für uns alle sein werden, wenn wir nicht umgehend für viel mehr Klimaschutz sorgen". Man schließe daraus, "dass ein volles Bewusstsein über diese Folgen bei einer breiten Mehrheit zu wohl wesentlich mehr Klimaschutz führen würde, als wir derzeit in Österreich beobachten können".
Rebecca Wardana, Umweltsoziologin an der Universität Graz, unterstützt den Protest der "Letzten Generation", "weil die Geschichte von sozialen Bewegungen uns gezeigt hat, dass jeder nachhaltige Wandel durch eine Form des sozialen Widerstands beginnt. All jene, die die Handlungen dieser Bewegung als unangebracht empfinden oder gar als 'kriminell' definieren, denen kann ich nur sagen, dass es noch viel unangenehmer für uns alle werden wird, wenn wir unsere Klimaziele nicht erreichen."
Bereits im März 2019 haben über 26.000 Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – davon rund 2000 aus Österreich – eine unmissverständliche und klare Stellungnahme unterschrieben: Die Sorgen der jungen Menschen sind berechtigt. Vier Jahre später sei die Klimakrise weiter gefährlich angewachsen und diese Sorgen ernst zu nehmen ist dringlicher denn je.
Übrigens: Am 23. März findet im Grazer Parkhouse ein "Krisengespräch" mit Vertreter der "Letzten Generation" statt. Beginn ist um 18 Uhr.