Der Umbau der Zinzendorfgasse zur Begegnungszone bleibt ein Aufreger. Der Plan: mehr Grün, bessere Aufenthaltsqualität, 50 Autoparkplätze weniger. Jüngst fand dazu ein Sonderbezirksrat statt, heute sperrten Anrainer mit ihrer "Demo gegen den Parkplatzraub" vor ihrer Tür die Straßen beim einstigen Uni-Kreisverkehr, der ja schon seit Jahren eine Begegnungszone ist.
Gemeinsam mit Johann Eder, Gudrun Ritter und Barbara Oschlinger erläutert Thomas Ott von der Anrainer-Initiative die Gründe für die Kritik. Es habe nie eine ernst gemeinte Bürgerbeteiligung, sondern nur eine -information gegeben. Das Hauptproblem aus Bewohnersicht sei dabei völlig zu kurz gekommen: "Die Hitze im Sommer. Mit den 400.000 Euro sollte man echte Bäume mit Bankerl herum pflanzen, dann könnten Autoparkplätze für Anrainer erhalten bleiben."
Die Sperre dauert von 11.30 bis 12. Uhr. ÖVP-Stadtrat Kurt Hohensinner und Stadträtin Claudia Schönbacher vom die Korruptionsfreien Gemeinderatsklub kamen, um die Anrainer zu unterstützen. Die große Abwesende war zum Ärger der rund 80 Demonstrierenden die grüne Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, die die "Zinze" in eine grüne Meile verwandeln will. Ott ist enttäuscht: "Wir bekommen auf unseren Protest hin keine Rückmeldung, heute ist die Stadträtin auch nicht hergekommen." Aus dem Büro Schwentner heißt es dazu, dass man sehr wohl in ständigem Kontakt mit den Anrainerinnen und Anrainern stehe, auch die Bürger-Info weiter betreiben werde. Die Demo für Parkplätze und Verkehr sehe man aber nicht als richtigen Ort, an dem die Vizebürgermeisterin auftreten solle: "Sie ist Klimaschutzstadträtin und war daher gestern bei der großen Klima-Demo dabei!"
Schwentner ergänzt: "Ich war wirklich ganz oft in der Zinzendorfgasse und habe mich dort mit vielen Menschen unterhalten." Der Umbau wird nun kommen. Anrainer-Parken bleibt auf ihrer Agenda: "Da arbeiten wir gerade an einem umfassenden Paket dazu."
Anrainer pro Umbau melden sich zu Wort
Allerdings meldeten sich im Vorfeld auch zunehmend Anrainer zu Wort, die sich für den Umbau aussprechen. Per riesigem Mailverteiler, über den die Kritiker der Initiative "Lebenswertes Univiertel" wortgewaltig gegen den Umbau und den "kommunistischgrünen Parkplatzraubzug" vom Leder ziehen, wird diskutiert. Mehrere Anrainer distanzieren sich von der Initiative und der Wortwahl mit politischer Schlagseite und blieben deshalb auch der Demo fern.
"Ich unterstütze die Forderungen dieser Gruppe nicht", schreibt einer kurz. Jüngst hat sich auch Josef Mosshammer zu Wort gemeldet: Der Fleischer und ÖVP-Bezirksrat spricht sich einmal mehr vehement für den Umbau aus – und das, obwohl die ÖVP eigens eine Sondersitzung im Bezirksrat einberufen hat und auf Rathausebene Druck dagegen macht.
"Eigentlich wollte ich mich aus der Diskussion heraushalten", schreibt der Fleischer, um dann ein langes Mail anzuhängen. "Seit zwei Jahrzehnten" sei die Gasse politischer Spielball, "ich als Unternehmer bin froh, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde". Dabei habe er selbst viele Szenarien bis hin zur Schließung der Fleischerei durchgespielt.
Video: Straßenumfrage in der Zinzendorfgasse
Wir haben uns umgehört, was Passantinnen und Passanten bzw. Anrainerinnen und Anrainer von den Plänen für die Gasse halten:
Mosshammer: "Packen wir es an, gestalten wir die Gasse"
Für Mosshammer ist der Umbau "ein Startschuss zu einem Aufbruch zu neuen Ufern" in der Gasse, die ja ständiger Veränderung unterworfen war: "Zeiten mit Straßenbahn, Gegenverkehr, etc. sind heute unvorstellbar". Und er erinnert an die Jahre, als die "Zinze" der Hotspot im Univiertel war, "als man nicht wusste, ob das Auto am Morgen noch heil sein wird", weil abgerissene Seitenspiegel und Kratzer im Lack an der Tagesordnung waren.
Der ÖVP-Bezirksrat schließt sein Mail mit den Worten: "Mit aufgekrempelten Ärmeln, im Sinne von: Packen wir es an, gestalten wir die Gasse und freuen uns auf die Zukunft."
Bis zum Zinzengrinsen soll Umbau abgeschlossen sein
Der Umbau wurde ja bereits vom Gemeinderat beschlossen, mit den Stimmen von KPÖ, Grünen, SPÖ und ÖVP. Die KFG ätzt daher auch über die Scheinheiligkeit Hohensinners Anwesenheit bei der Demo: "Die Volkspartei hat den Umbau ja mitbeschlossen."
Der Protest dürfte dem Projekt nicht im Wege stehen. Jetzt werden die Arbeiten ausgeschrieben, bis zum Zinzengrinsen Anfang Juni soll die Straße ihr neues Gesicht haben. Schwentner reagierte lediglich mit einem Social-Media-Video pro Begegnungszone, das bei manchen Anrainern für böses Blut gesorgt hat.