Das Fest war glanzvoll, der Abend ein Erlebnis – da sind sich alle Beteiligten einig: "The Greatest Show" war vorigen Juni das Motto des Maturaballs der HLW Schrödinger, das Fest für Freunde und Familie im Grazer Congress war ein Erfolg. Doch gibt es bis heute Misstöne, weil Eltern zur Abwicklung des Projekts Maturaball immer noch kritische Fragen haben.
Die Hauptkritik: De facto werde den Schülerinnen und Schülern an der HLW eine Agentur vorgesetzt, die die Organisation begleitet. Das sei an Grazer Schulen sonst nicht üblich, bestätigt Daniela Gmeinbauer selbst, die als Chefin der Eventagentur "Art & Fashion" Absolvierende der HLW Schrödinger mit Unterbrechungen seit 2003 berät. Tatsächlich gebe es kein Vergleichsangebot für ihre Leistung. Es gebe wohl keine andere Agentur, die sich das für das Geld antue: "Für die Beratung über ein dreiviertel Jahr sind das 6000 Euro inklusive Mehrwertsteuer." Sie sehe sich als Trainerin, die die Schülerinnen und Schüler für das Abenteuer Maturaball fit hält.
Einige Eltern sehen das kritisch. So wundert sich Vater und Anwalt Martin Divitschek, der zwei ehemalige Schülerinnen vertritt, "dass sich hier ausgerechnet eine Schule, die für wirtschaftliche Ausbildung steht, in die Organisation des privaten Balls der Schülerinnen und Schüler einmischt". Kritik gibt's an Kosten und Abrechnungen, offene Fragen, inwieweit überhaupt Vergleichsanbote eingeholt wurden oder wo die Jahr für Jahr eingesammelte Gelder der Klasse gelandet sind.
Seit Monaten bemühen sich Eltern vergeblich, "Einblick in die Abrechnungen, Anbote und Belege zu erhalten", ärgert sich eine Mutter. Sie sieht hier einen fast unlauteren Druck auf die Klassen: "Die Agentur scheint einfach alternativlos zu sein. Die Schülerinnen, die ja noch maturieren müssen, trauen sich ja nicht, diese abzulehnen, wenn die Schule sie ihnen vorsetzt."
"Wir haben Einnahmen von 160.000 Euro geschafft"
Gmeinbauer weist die Kritik zurück: "Ich habe dieser Mutter sogar die Langversion der Abrechnung zukommen lassen, mit Kosten für Band, Fotograf, allen Details ..." Sie selbst habe nur das Fixhonorar für die Begleitung des Maturaball-Komitees bekommen, sonst keine Provisionen. Denn Gesamtkosten von rund 91.000 Euro seien Einnahmen von rund 160.000 Euro gegenübergestanden. Pro Kopf haben die Absolvierenden 645 Euro ausbezahlt bekommen (inklusive der Rückzahlung der von Eltern geleisteten Beiträge von 300 Euro).
Maturaball als teures Großprojekt und Reifeprüfung
Ein Maturaball ist längst ein Großprojekt, eine eigene Reifeprüfung, bei der junge Erwachsenen Budgets von 100.000 Euro und mehr über Sponsorings, Pre-Partys, Eltern-Gelder sowie den Verkauf von Blumen, Maturazeitungen oder Kuchen am Abend stemmen. Auch daran gibt es Eltern-Kritik: "Der Druck auf die jungen Menschen ist unvorstellbar. Bringen Schülerinnen nicht die geforderten 500 Euro Sponsoring, sind sie unten durch. Da sind Tränen geflossen, mussten Eltern selbst oder auch befreundete Unternehmer beim Sponsoring einspringen." Und dann gebe es bei Auszahlungen und Abrechnungen nicht einmal die volle Transparenz.
2003 gab es an der Schrödinger die Entscheidung, besagte Agentur für die Schülerinnen erstmals zur Seite zu stellen. Damals buchte man mit der Bulme die neue Stadthalle, um den wohl größten Maturaball Österreichs mit 7000 Besuchern aufs Parkett zu bringen. "Damit wollten wir die Absolvierenden einfach nicht alleine lassen", sagt Direktorin Margareta Petermandl. Es sei eine eigene Lehrerin ehrenamtlich mit der Begleitung der Organisation befasst. Dass auch diese in der Kritik stehe, ärgert die Schulleiterin: "Die Entscheidungen, welche Firmen für den Ball beauftragt werden, treffen allesamt die Absolvierenden!"
Bildungsdirektion prüft nach Beschwerde
Die Eltern haben auch eine Beschwerde bei der Bildungsdirektion eingebracht. Dort prüft man nun dienstrechtlich, ob "die Lehrperson außerhalb ihres Auftrages tätig gewesen ist". Die Behörde würde dann gegebenenfalls disziplinär einschreiten. Fragen zu Geldverwendung und Abrechnung des Ballbudgets sind nicht die Baustelle der Bildungsdirektion, betont Präsidialchef Bernhard Just: "Das muss man zivilrechtlich klären."
Gmeinbauer ist auch für den heurigen Schrödinger-Ball wieder engagiert, mit dem die fünf Abschlussklassen (inzwischen schon länger ohne Bulme) wieder in die Stadthalle zurückkehren. Dort ist das Unterfangen mit nunmehr 4000 Gästen noch eine Nummer größer als im Grazer Congress, der mit 2200 Besuchern limitiert ist. Zu stemmen war in der Stadthalle zuletzt vor der Pandemie 2019 ein Budget von 106.000 Euro, sagt die Agenturchefin: "Da haben die Schülerinnen mit unserer Begleitung aber auch 200.000 Euro Einnahmen geschafft!"