Kommt ein cooler junger Mann ins Café, schiebt die großen Kopfhörer in den Nacken und sagt begeistert: "Lyrik ist etwas Magisches." Nein, so beginnt kein intellektueller Scherz, sondern ein interessantes Treffen mit Muhammed Dumanli. Beim Poetry-Slam im Grazer Literaturhaus stand der 20-Jährige diese Woche mit arrivierten Kollegen auf der Bühne.
Als "Nobody" ist das Poetry-Slam-Talent im Herbst zur österreichischen U20-Meisterschaft gefahren. Als Sieger kam Dumanli zurück und sammelt seither Bühnenerfahrung.
Liebe zur Sprache
Der Titel ist neu, seine Begeisterung für Reimkaskaden nicht. "Das hat auch mit meiner Mama zu tun. Sie singt und verarbeitet so, was ihr durch den Kopf geht. Ich kann nicht singen, aber ich schreibe", erzählt der Grazer schmunzelnd.
Und dann war da noch ein Lehrer am Kepler-Gymnasium. Er hatte nicht nur einen Blick für Rechtschreibfehler seines Schülers, sondern auch für sein Sprachtalent. "Er hat mich ermuntert, Texte für die Poetry-Slam-Bühne zu schreiben. Eine andere Lehrerin unterstützt mich bis heute", freut sich der Grazer.
Nachdenkliche Texte
Nach der Matura absolviert Dumanli gerade seinen Zivildienst. Daneben feilt er an seinen nachdenklichen Texten. Seinen Migrationshintergrund lebt er dabei mit einem überzeugten "Und" und nicht mit einem "Entweder-oder". "Kurdische Lieder inspirieren mich, meine Texte schreibe ich auf Deutsch", erklärt Dumanli, der mit sieben Jahren aus der Türkei nach Graz kam.
Ein naturwissenschaftliches Studium könnte sich der Grazer vorstellen, sein Herz gehört dem Schreiben. Texte über seine Siedlung spuken ihm im Kopf herum. "Sie ist ein Querschnitt der Gesellschaft, vom Reichsbürger bis zur Regenbogenflagge sieht man alles", erzählt er. Gelegenheit, Neues vorzutragen, gibt es. Graz geht mit prallem Poetry-Slam-Kalender in den Frühling.