Auf den ersten Eindruck wirkt alles ein bisschen skurril. In der Messehalle in Graz herrscht kirchtagsähnliche Stimmung. Der Geruch nach fettigem Essen liegt in der Luft, Verkaufsstände reihen sich aneinander, aus den Lautsprechern tönt Musik, und überall tummeln sich Eltern mit aufgeregten Kindern.
Die eigentliche Attraktion befindet sich dann in der Mitte der Halle. Dort werden dem Publikum zehn Alpakas in unterschiedlichen Brauntönen präsentiert. Der Moderator fordert die Besucher dazu auf, die Tiere nach ihrem Fell, der Farbe oder auch der Weichheit zu bewerten. Ein Aufruf, der sofort wirkt. Und weil man die niedlichen Tiere also auch angreifen darf, wird auch gleich einmal die Absperrung überwunden.
Eine ältere Dame stürzt sich regelrecht auf ein braunes Alpaka. Sie kuschelt, was das Zeug hält, und ist von dem Tier nicht mehr wegzubekommen. "Wo wohnt er denn?", die Frage der Dame. "Tauplitz", antwortet die Züchterin, während sie sich ihr Lachen verkneift. Ein Foto noch, "aber bitte nur ich und das Alpaka". Heißt: Alle anderen müssen kurz zur Seite gehen. "Ich bin heute da, weil Alpakas einfach so süß sind und irgendwie besondere Tiere", lässt die Besucherin die Züchterin wissen. Zehn Minuten darf dann noch intensiv gestreichelt werden, dann bittet der Moderator die Leute wieder auf ihre Plätze zurückzukehren. Das klappt nicht sofort, also muss er seine Bitte mehrmals wiederholen.
Die Alpakas bereiten gute Laune
Kinder, Paare, junge Alpakabesitzerinnen, alle setzen ein breites Grinsen auf, sobald die Alpakas den "Showring" betreten. Es ist eine eigene Welt, in die man bei dieser Messe eintaucht. Eine Welt, in der scheinbar die meisten bei bester Laune sind und die flauschigen Tiere umarmen wollen. Die Zeit auf der Bühne macht den Alpakas dann aber eher Stress – nach fünf Minuten zucken sie immer wieder zurück, die meisten Tiere fühlen sich sichtlich unwohl. Eine Züchterin erklärt, dass die Alpakas in dieser Stresssituation nach ihren "Herdenpartnern" suchen. Das weiße und braune Alpaka kennen sich anscheinend bestens und drehen inmitten der aufgeregten Menschen immer wieder die Köpfe zueinander. Ob sie wissen, dass sie gerade an einem spannenden Schönheitswettbewerb teilnehmen?
"Ich steh auf Alpakas", dieser Satz ziert Sneakers und Hausschuhe, die es auf der Messe zu kaufen gibt. Eine Besucherin trägt eine "Just a girl who loves alpacas"-Tasche. Angeboten werden aber auch Schlüsselanhänger oder Alkohol mit Alpaka-Etikett, weil der sich dann bestimmt besser verkauft.
Zu sehen gibt es bei dieser Expo auch Mode aus Alpakawolle, präsentiert von Models, die zum Takt spanischer Popsongs über den Laufsteg tänzeln.
Sichtlich stolz präsentiert Susanne Frühmann ihre Produkte. Auf ihrem Stand können Messebesucherinnen nachhaltige Mützen, Schals oder Westen aus Alpaka-Babywolle in allen Farben kaufen. Die bunten Stücke werden in Österreich entworfen und in Peru per Hand von Frauen innerhalb eines Hilfsprojekts hergestellt. "Die Strickarbeit bietet den Frauen in Peru Perspektiven, einen Weg aus der Armut. Wir können mittlerweile 150 Frauen beschäftigen", sagt die Inhaberin, die selbst eine lilafarbene Weste ihrer Marke trägt.
Posieren für die Kamera
"Little Prinz", ein hellbrauner Junghenst aus Oberösterreich, macht der Rummel in der Halle weniger Spaß. Der schreckt zurück, als eine ältere Frau die Hand zum Streicheln ausstreckt. Mehr Glück hat sie bei den Alpakas einen Schritt weiter, die sich gleich in einer Reihe aufstellen. Es wirkt ganz so, als wüssten sie schon, was zu tun ist. "Schaut’s her amoi", appelliert eine Steirerin mit ihrem Handy in der Hand – es ist Zeit für ein Gruppenfoto.
Marie Schrittwieser