Menschen, die mit großem Einsatz und tollen Leistungen die Region und Gesellschaft geprägt haben, hat die Kleine Zeitung auch 2022 wieder gesucht und ins Lampenricht gerückt. 35 "Köpfe des Jahres" wurden mit Beteiligung unserer Leser und Leserinnen nominiert. Es folgten spannende Wochen, per Onlinevoting und per Brief stimmten Grazer und Grazerinnen für ihre Favoriten. Mittwochabend dann der große Moment: Im Rahmen einer festlichen Gala wurden die Sieger in sieben Kategorien präsentiert. Zahlreiche Gäste fanden sich im Skyroom des Styria Media Center ein, um den Gewinnern und Gewinnerinnen zu applaudieren. Stefanie Werger und Gert Steinbäcker wurden von der Redaktion der Kleinen Zeitung mit Ehrenpreisen ausgezeichnet.
Alle "Köpfe des Jahres 2022" der Region auf einen Blick:
Die schönsten Fotos vom Gala-Abend:
Sieger in der Kategorie Kultur: Fiston Mwanza Mujila
"Es gibt kein Volk ohne Kunst und Kultur. Kunst erweitert die Welt. Kunst ist ein Licht in der Dunkelheit. Kunst ist der andere Name der Freiheit. Kunst ist Kunst." So begann Fiston Mwanza Mujila seine Dankesrede, die er uns per Video aus der Demokratischen Republik Kongo übermittelt hat.
Der Schriftsteller lebt seit 2009 in Graz, wo er zunächst Stadtschreiber war – gerade jetzt ist er aber in seinem Heimatland, um an einem Projekt mit dem Forum Stadtpark, wo er auch die Literatursparte leitet, zu arbeiten.
Mwanza Mujila ist ein vielseitiger Autor, der Romane, Lyrik und Dramen schreibt – auf Französisch. So wurde auch sein Debütroman "Tram 83" im Jahr 2014 erst einmal in Frankreich hochgelobt ("Eine der aufregendsten Entdeckungen der Saison", Le Monde), mehrfach ausgezeichnet und für den Booker International Prize nominiert. Seither ist mit "Tanz der Teufel" ein zweiter Roman erschienen, der nicht minder gelobt wurde – "Was für ein teuflischer Ritt auf Worten, Sätzen, Erzählsträngen, Träumen, Visionen, politischen Utopien!", hieß es in der Kleinen Zeitung. Nach dem Lyrikband "Kasala für meinen Kaku" und dem Theaterstück "Zu der Zeit der Königinmutter" bringt das Wiener Volkstheater außerdem bald seine Adaption von Elfriede Jelineks "In den Alpen" auf die Bühne.
Sieger in der Kategorie Newcomer: Katharina Muhr & Marlene Znopp
Gratulation zum Double! Katharina Muhr und Marlene Znopp, Schulfreundinnen aus Osttirol mit Wohn- und Geschäftssitz in Graz, haben nach der Köpfe-Wahl 2021 in Osttirol dieses Mal ihre Fans in Graz mobilisieren können. Muhr und Znopp haben ihrem 2021 gegründeten Online-Shop Minimali im Vorjahr ein klassisches Geschäftslokal in der Grazer Leonhardstraße zur Seite gestellt. Verkauft werden nachhaltige Produkte, das Motto: "Do something drastic, cut the plastic". "Bei uns findet man Produkte, die den Umstieg in ein plastikfreies Leben im Alltag erleichtern", so Muhr und Znopp. Es soll für die Kundinnen und Kunden ein Umstieg mit Minimalaufwand sein – daher auch der Geschäftsname.
Sieger in der Kategorie Wirtschaft: Josef Mosshammer
Als Fleischer hat man es nicht immer leicht: Supermärkte graben das Geschäft ab, Junge verzichten zunehmend auf Schwein, Rind & Co. am Teller. All das konnte Brigitte und Josef Mosshammer bisher aber nichts anhaben. Mit einer Mischung aus Gelassenheit und Optimismus haben sie ihren Familienbetrieb, den Josefs Vater 1985 in der Zinzendorfgasse aufgesperrt hat, als Institution in Graz etabliert. 2022 wurde der Mosshammer zur besten Fleischerei des Landes gekürt.
Dabei schaut die Familie längst über den Fleischtellerrand hinaus: Das Mittagsmenü gibt es auch vegetarisch, dazu punktet man mit einem Rund-um-die-Uhr-Automaten vor dem Geschäft und hat vor Kurzem auch Gästezimmer eröffnet.
Sieger in der Kategorie Entertainment: Tom Lohner
Ein bildender Künstler als Entertainer? Tom Lohner ist halt ein bunter Hund, der keine Genre-Grenzen kennt – und so hat er sich nicht "nur" als Maler einen Namen gemacht, der auch international auf Kunstmessen wie demnächst der World Art Dubai gefragt ist. Bekannt ist er vor allem für seine Porträts von Popstars, die auch in mehreren Hard Rock Cafés zu sehen waren – und mittlerweile schwören auch US-Stars auf seine Kunst. So hat er eine exklusive Wodkaflasche für Dan Aykroyd ("Blues Brothers", "Ghostbuster") gestaltet und Joey Z. von Life of Agony würgt neuerdings eine bunte E-Gitarre im Lohner-Design. Gutes bezweckt der Wahlgrazer dabei aber auch: Sein David-Alaba-Porträt wurde bei "Licht ins Dunkel" um 20.000 Euro versteigert – das Höchstgebot.
Sieger in der Kategorie Soziales Gewissen: HAK Grazbachgasse
Anstatt von trockenen Jahreszahlen ging es hier um echte Schicksale – wie jenes von Henriette Klugmann, die 1938 von der Schule verwiesen und 1942 in der Ukraine ermordet wurde. Die jetzige 5A-Klasse der HAK Grazbachgasse hat mit Lehrer Michael Luger im vergangenen Schuljahr im Fach "Politische Bildung und Zeitgeschichte" herausgefunden, was 19 Schülerinnen und Schüler jüdischen Glaubens in der Nazizeit widerfahren ist – also jenen jungen Menschen, die 80 Jahre vor ihnen selbst im selben Haus die Schulbank drückten. Unterstützt wurden sie dabei vom Verein für Gedenkkultur, der in Graz seit 2013 an fast 100 Stellen Stolpersteine verlegt hat. 19 der goldenen Erinnerungsskulpturen erinnern nun am Boden an 19 Schülerinnen und Schüler. Wie Henriette.
Sieger in der Kategorie Sport: Mimi Sagmeister und "The One"
Weltmeister! Das klingt schon einmal gut. Jetzt gesellt sich aber ein weiterer Titel hinzu, den die Mitglieder der Hip-Hop-Tanzformation "The One" rund um Trainerin und Tänzerin Mimi Sagmeister führen
können: "Köpfe des Jahres". Das Erfolgsgeheimnis ihrer jungen Truppe verriet Sagmeister kurz nach dem WM-Titel: "Wir machen dem Publikum eine gute Zeit – darauf konzentrieren wir uns." Worauf sie sich auch konzentrieren: Hip-Hop als ernsthaften Tanzsport zu etablieren. "Für nur drei Minuten Tanz auf der Bühne muss man schon sehr fit sein", so Sagmeister. "Leute, die es ausprobieren, berichten oft davon, dass sie Muskeln bewegt haben, von denen sie nicht wussten, dass sie sie haben."
Sieger in der Kategorie Gastgeber: Das "Hummel"-Team
Baba Ghanoush, Muhammara, Lammköfte mit Datteln und Joghurt-Minz Dip: "Wir kochen Levante!" heißt es seit fast einem Jahr in der Mariahilferstraße. In der "Hummel" bringen dort Anna Gattinger, Jana Gigerl, Simon Hauzenberger und Franz Reiter ein bisschen Sonne von der levantinischen Küste nach Graz.
Für das Projekt haben sich vier Gastronominnen und Gastronomen zusammengetan, die auch sonst ganz schön umtriebig sind – in unterschiedlichen Konstellationen haben sie auch das bald 90 Jahre alte Café Fotter in der Attemsgasse mit viel Gespür weitergeführt oder machen sich einen Lenz im Lend – so heißt nämlich der Stand am Lendplatz, der unter anderem für seine Marktbrote beliebt ist. Gattinger ist dazu eine Pionierin im Bereich Abfallvermeidung, sie hat mit dem Anna Café das erste Zero-Waste-Lokal von Graz betrieben. Nicht nur deshalb wird auch in der Hummel Nachhaltigkeit ganz großgeschrieben – daher kommt auch der Name "Hummel", der sich einerseits vom stark bedrohten Insekt und andererseits von "Hummus" ableitet.
Beliebt ist die Hummel aber nicht nur dafür und für das gute Essen, sondern für die Gemütlichkeit und Geselligkeit, es geht ums Zusammenkommen und ums Teilen: "Food and love to share" ist nicht von ungefähr in Großbuchstaben auf die Karte gedruckt.