Die 67-Jährige aus Wien wollte den Freitagabend mit einem Besuch in der Grazer Oper ausklingen lassen. Stattdessen wurde sie Opfer eines Raubüberfalles. Vor der Oper am Ring entriss ihr ein vorerst noch unbekannter Täter ihre Handtasche. Die Frau kam dabei zu Sturz und erlitt eine Wunde am Hinterkopf. Der Täter flüchtete Richtung Stadtpark.
Womit er nicht gerechnet hatte, war die Zivilcourage von drei jungen Grazern – 15, 16 und 30 Jahre alt. Sie wurden durch die Hilferufe der Frau aufmerksam und nahmen die Verfolgung auf. "Ich war gerade mit dem Fahrrad am Weg nach Hause und bin bei der Oper vorbei gefahren, als ich einen Mann laufen gesehen habe und jemand geschrien hat: 'Stopp!'", erzählt der 30-Jährige der Kleinen Zeitung. Er will anonym bleiben.
Zeuge hat den Täter mit dem Fahrrad verfolgt
Der Täter flüchtete Richtung Stadtpark, die beiden Burschen und er - sie kennen sich nicht - sind ihm nach. "Ich hab ihn mit dem Rad fast eingeholt", so der Zeuge, dann musste er aber absteigen und der Täter konnte sich wieder absetzen. Im Nachhinein ein Glück, "ich hätte gar nicht gewusst, was ich hätte tun sollen, wenn ihn erwische. Ich bin ja Pazifist", so der Grazer.
Auf der Flucht ließ der Täter jedenfalls die Handtasche fallen, die beiden Jugendlichen brachten sie gleich der Frau zurück. Der Unbekannte wechselte die Richtung und rannte Richtung Kaiser-Josef-Platz und dann weiter in die Mandellstraße. "Ich bin dann im Abstand von 40 Metern hinter ihm hergegangen", so der Zeuge. Er hatte die Polizei am Telefon und konnte so immer den Standort durchgeben.
Dank der Zivilcourage des Trios kam der Verdächtige nicht weit
Ob ihn der Täter da noch bemerkt hat, kann er nicht mit Bestimmtheit sagen. "Er hat sich zunächst in einem Hauseingang versteckt, ist dann aber möglichst unauffällig und langsam die Mandellstraße entlang gegangen." Seine Flucht war aber an der Ecke Sparbersbachgasse/Mandellstraße schon wieder zu Ende: die Beamten der "Schnellen Interventionstruppe" konnten ihn dort festnehmen. "Das hat alles zusammen vielleicht 15 Minuten gedauert", ist der Zeuge vom raschen Eingreifen der Polizei angetan.
Die Polizeibeamten selbst wiederum sind vom Engagement der Zeugen angetan: "Die couragierten Zeugen waren für unsere Fahndungstätigkeiten enorm wichtig, wir möchten uns bei ihnen wirklich bedanken." Für den 30-Jährigen selbst "eine Selbstverständlichkeit", die er gar nicht groß in die Auslage stellen will. Wenngleich er weiß, dass in so einer Situation längst nicht jeder den Mut zur Zivilcourage hat. "Es war einfach ein Reflex. Ich bin auch in der Klimabewegung aktiv, da ist Zivilcourage immer wichtig - wie man aktuell in Deutschland in Lützerath sieht."
Krankenhaus- statt Opernbesuch: Der Frau gehe es den Umständen entsprechend gut
Beim Verdächtigen handelt es sich um einen 36-jährigen Ungarn aus Graz-Umgebung, er wurde festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum Graz gebracht. Das Kriminalreferat führt die Ermittlungen.
Anstatt in der Oper musste die 67-jährige Frau den Freitagabend im Spital verbringen. Sie wurde von der diensthabenden Opernärztin erstversorgt und dann ins LKH gebracht. Ihr gehe es den Umständen entsprechend gut, heißt es seitens der Polizei.