"Welche Adresse haben Sie?" Mit dieser – doch hektischen – Frage von Wolfgang Emmer war für das Team des Grazer Einrichtungshauses Spätauf in der Kärntner Straße klar: Das wird kein normaler Arbeitstag. Die Anschrift war für das Rote Kreuz bestimmt, das er am Telefon hatte.
Minuten später wartete dann seine Frau Kunga, in der Bettenabteilung liegend, mit ihrem Mann Wolfgang, der ursprünglich aus Klagenfurt kommt, und der Tochter Kylga (fast 2) auf die Rettung und ein Eilticket für den Kreißsaal. Nur der kleine Alwin wollte nicht warten. Er, das fünfte Kind der Familie aus Seiersberg-Pirka, wollte das Licht der Welt hier und jetzt erblicken.
So stand fürs Verkaufsteam mit Bettina Garzarolli, Elisabeth Grof und Adi Heissenberger eben kein Beratungsgespräch über Bettgestelle und Federkernmatratzen an, sondern ein Crashkurs für Geburtshilfe. Was tun? "Ich habe ihr gut zugeredet, versucht, sie zu beruhigen, Körperkontakt gehalten", erzählt Garzarolli, selbst zweifache Mutter. Ja, Tipps zur Atmung holt man auch aus der Erinnerung.
"Zehn Minuten später war alles vorbei"
Eigentlich blieb gar keine Zeit nachzudenken, erzählt der Elektrotechniker Wolfgang Emmer: "Um 8.30 Uhr hat meine Frau gesagt, wir müssen los, weil die Wehen eingesetzt haben." Gekommen ist die Familie nur wenige Kilometer bis zum Verteilerkreis Webling. Gegen 9 Uhr checkte sie im Möbelhaus ein. "Zehn Minuten später war alles vorbei", strahlen Grof und Heissenberger, die sich um Kylga und den Nachschub an Handtüchern gekümmert haben. Und Papa Wolfgang, der aus Klagenfurt kommt, schmunzelt über die Geburtsadresse: Der kleine Alwin kam "standesgemäß" in der Kärntner Straße zur Welt.
"Was sehr geholfen hat, war, dass das Rote Kreuz via Handy-Lautsprecher Kommandos gegeben hat", lacht Garzarolli. Als das Kopferl zu sehen war, hieß es, "einmal pressen". Dann hat Papa Alwin genommen und zur Welt gebracht. Als die Rettung da war, nabelte er ihn mit Kylga am Arm unter ärztlicher Anleitung ab. Nun liegen Mama und Alwin bestens betreut am Uni-Klinikum Graz.
Am Nachmittag treffen wir den stolzen Papa beim Spätauf. Er bedankt sich mit einer Bonbonniere bei den beherzten Helfern. "Schoko können wir für die Nerven brauchen", sagt Garzarolli: "Nach der Geburt waren wir ein bisserl zittrig." Eines will Emmer noch loswerden: "Wir danken auch dem Roten Kreuz. Es ist alles super ausgegangen."
Bernd Hecke