Bunt wie das Leben ist auch das Sportgeschehen in Graz und Umgebung: Zahlreiche Leistungssportler boten im Team oder auch einzeln Topleistungen, Nachwuchstalente zeigten auf, Amateursportler sorgten für Furore – national wie international.
Kunstschaffende, die in diesem Jahr aufhorchen ließen, Steirer, die sich für ihre Mitmenschen engagieren, erfolgreiche Sportlerinnen, Newcomer, Wirtschaftstreibende, Entertainer oder Gastronominnen und Gastronomen: Die Kleine Zeitung holt wieder die "Köpfe des Jahres" in vier steirischen Großregionen vor den Vorhang. Aus der Fülle möglicher Kandidatinnen und Kandidaten wählten wir jeweils fünf aus. Keine einfache Entscheidung. Ab sofort können Sie bis 31. Dezember abstimmen – per Online-Voting (pro Kategorie kann online einmal pro Tag abgestimmt werden) oder per Stimmzettel (Download als PDF hier).
Die Nominierten in der Kategorie Soziales Gewissen:
Bohdan Andrusyak, Save Ukraine Graz
Am 24. Februar begann der Überfall Russlands auf die Ukraine, am 26. Februar stand Bohdan Andrusyak schon auf der Straße und sammelte Spenden für die Zivilbevölkerung. Er wurde zum Kopf der „Save Ukraine Graz“-Bewegung, die mehrere Lkw voll mit Medikamenten, Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikel konnten bereits in den ersten Wochen nach Kiew, Odessa & Co. schicken konnte. „Später haben wir auch Flüchtlinge aus der Ukraine, die nach Graz kamen, unterstützt“, erzählt Andrusyak. Der 27-Jährige kommt selbst aus Lwiw/Lemberg in der Westukraine und lebt seit sechs Jahren in Graz. An der TU hat er seinen Master gemacht, heute arbeitet er für die internationale Hilfsorganisation „Mercy Corps“.
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Michael Göschl, Kochen für Covid-Intensivstationen
„Ich wollte, Nummer eins, helfen und, Nummer zwei, die Leute wachrütteln“, sagt Michael Göschl. Der Mann hinter der Facebook-Gruppe „Essen in Graz“ hat also sein Netzwerk aktiviert und dafür gesorgt, dass jene, die anstrengende Nachtdienste auf Covid-Intensivstationen hatten, gratis mit einem warmen Essen aus Grazer Restaurants versorgt wurden. Über 2000 Essen wurden bis März 2022 geliefert. „Ich habe im persönlichen Umfeld mitbekommen, wie überlastet das Personal war und dachte mir: Es kann nicht sein, dass so mit Leuten umgegangen wird, die sich derart aufopfern“, erzählt Göschl, der im Brotberuf in der Patentabteilung bei AVL arbeitet. Auch wenn sich die Covid-Lage entspannt hat, weiß er: „Die Situation im medizinischen Bereich ist immer noch nicht rosig.“
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Anna Majcan & Sarah Kampitsch, Catcalls of Graz
Betroffenen ihre Stimme zurückgehen – darum geht es im Kern bei der Initiative „Catcalls Graz“. Die Köpfe dahinter sind Anna Majcan und Sarah Kampitsch. Ihnen und einem kleinen Team vertrauen andere Frauen ihre Erfahrungen mit Sexismus an – Majcan & Kampitsch machen es dann sichtbar. Und das ganz konkret: Sie schreiben sexistische Sprüche, die sich Frauen anhören mussten, mit Kreide auf die Straße. Und zwar dort, wo die Belästigung passiert ist. „Verbale sexuelle Belästigung und Sexismus sind immer noch Bestandteil unserer Gesellschaft“, so Majcan. Das wollen sie nicht hinnehmen. Zuletzt hat die Initiative ihr Tun erweitert: Neben dem „Ankreiden“ gibt es nun auch die „Galerie gegen Sexismus“, in der Alltagssexismus und das Patriarchat künstlerisch thematisiert wird.
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Michael Luger & HAK Grazbachgasse
Nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland wurden 19 Schülerinnen und Schüler der HAK der Schule verwiesen. „Wir wollen wissen, was mit ihnen passiert ist“, sagt Michael Luger. Unter der Anleitung des Geschichte-Lehrers haben Schülerinnen und Schüler der letztjährigen 4 ak die persönliche Geschichte ihrer früheren Kollegen recherchiert. Manchen gelang die Flucht, andere wurden samt Familie in Konzentrationslagern getötet. Seit September erinnern nun 19 Stolpersteine an das Schicksal der jungen HAK-Schüler. „Sie befinden sich direkt vor dem Eingangsbereich“, so Luger. „Wir wollten mit der Aktion ein Zeichen nach innen und außen setzen, wofür die Schule steht.“
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Nora Tödtling-Musenbichler, Caritas
„Was willst du, dass ich dir tue?“ – diese urchristliche Frage ist für Nora Tödtling-Musenbichler die Antwort darauf, wofür die Caritas steht: für konkrete Hilfe in der Not und als Anwaltschaft für Menschen, die sonst keine Lobby haben. Seit Juli steht Tödtling-Musenbichler der steirischen Caritas als Direktorin vor – als erste Frau in der langen Geschichte der Hilfsorganisation. Zuvor war die 39-Jährige 17 Jahre lang bei den Vinziwerken von Pfarrer Wolfgang Pucher führend tätig. Sie weiß also, wie man Helfen organisiert.