Gelbe Markierungen auf Straßen und Gehwegen, Bäume in großen Pflanzentrögen, Sitzgelegenheiten auf bisherigen Verkehrsflächen und wenig Autos – wie sich die Grazer die Zinzendorfgasse im kommenden Frühling vorstellen dürfen, zeigt ein erstes Rendering, das bei einer Infoveranstaltung im Univiertel Dienstagabend präsentiert wurde.
Dass man sich beim Betrachten des Bildes auf den ersten Blick am Lendplatz wähnt, ist dabei kein Zufall. Dort wurde ja 2021 eine Begegnungszone eingerichtet, auf die auffällige Markierungen am Boden hinweisen. Doch nicht nur farblich nimmt man nun in der Zinzendorfgasse Anleihen beim Pilotprojekt im Lend:
Begegnungszone: Die belebte und viel befahrene Straße im Univiertel wird keine Fußgängerzone und keine Wohnstraße, sondern eine Begegnungszone. Damit wird der "shared space", den es seit 2011 am Sonnenfelsplatz gibt, bis zum Glacis weitergeführt. Alle Verkehrsteilnehmer sind in der verkehrsberuhigten Straße gleichberechtigt, es gilt Tempo 20.
Weniger Parkplätze, mehr Grün: "Viel Grün und viel Platz für ein Miteinander" gibt es laut Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) in der neuen Zinzendorfgasse, die damit zu einer weiteren "grünen Meile" wird. Wie am Lendplatz werden Tröge mit Bäumen aufgestellt. Auf Parklets und anderen Sitzgelegenheiten kann man sich auch außerhalb der Gastgärten niederlassen. Da Platz begrenzt ist, heißt das gleichzeitig: Von 50 Autoparkplätzen bleiben nur 13. Tagsüber stehen sie als Ladezonen vor Geschäften zur Verfügung, abends wie bisher als Parkplätze.
Flexible Lösung: Gearbeitet wird in einem ersten Schritt – wie eben am Lendplatz – mit Farbmarkierungen, Trögen und Sitzmöbeln, die nach einer ersten Testphase auch noch umgestellt oder ergänzt werden können. Angepackt wird der Umbau, der ohne große Bauarbeiten auskommt und 400.000 Euro kosten wird, im kommenden Frühling.
Zweite Planungsphase
Dann wird evaluiert und nachjustiert. In einem weiteren, zeitlich noch nicht definierten Schritt, über dessen Finanzierung man wohl noch wird reden müssen, ist dann der tatsächliche Umbau der Straße geplant. Was die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner vom Büro "bauchplan" auf Basis der Bürger- und Bürgerinnenwünsche vorgesehen haben: Eine durchgängige Straßenfläche auf einer Ebene ohne Gehsteigkante, Bäume, die nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzt werden (und nicht nur in Trögen wachsen), eine neue Plasterung, eigens entworfene, bepflanzte Sitzgelegenheiten und ein Wasserelement.
Verkehrsberuhigung schon lange gefordert
Damit bekommt "die Zinze" nach jahrelangen Diskussionen und Planungen nun tatsächlich ein neues Antlitz. Schon 2019 hatten ja unter anderem der Verein Zinzengrinsen das Thema Verkehrsberuhigung aufs Tapet gebracht. Es folgte ein Hin und Her – der größte Knackpunkt war dabei stets das Thema Parkplätze. Im heurigen Juni gab Schwentner dann den Startschuss für einen großen Bürgerbeteiligungsprozess, der vom Stadtlabor begleitet wurde. Gespräche mit den ansässigen Geschäftsleuten standen dabei am Programm, um die besten Positionen für Ladezonen zu finden. Schüler und Schülerinnen des nahen Lichtenfelsgymnasiums wurden eingebunden. Per Onlineplattform konnten Ideen eingebracht werden.
94 Prozent Zustimmung
Der vorliegende Entwurf sei ein Abbild der Wünsche jener, die am Beteiligungsprozess teilgenommen haben, betonte Schwentner bei der Vorstellung der Pläne Dienstagabend. Tatsächlich gab es in einer finalen Abstimmung per Handy große Zustimmung von den Besuchern der Infoveranstaltung. Auf die Frage wie der Gestaltungsentwurf gefällt, antworteten 61 Prozent mit "Gefällt mir sehr gut", weitere 33 Prozent entschieden sich für ein "Gefällt mir eher gut". Ähnlich hoch fiel die Zustimmung für die Umsetzung der Pläne in zwei Phasen und einer zwischengeschalteten Evaluierung aus.
Kritische Fragen
Nichts desto trotz wurden von den Besuchern viele kritische Fragen gestellt. Schon jetzt leiden viele unter dem Lärm, den Nachtschwärmer im Univiertel verursachen, auch vor Vandalismus schrecken manche nach einer ausgiebigen Lokaltour nicht zurück. Lädt die Zinzendorfgasse in Zukunft noch mehr als jetzt zum Verweilen ein, befürchten Anrainer eine Verschlimmerung des Problems. Für Kopfzerbrechen sorgt auch die wohl berechtigte Annahme, dass es in Zukunft für Anrainer noch schwieriger werden wird, im Viertel einen Parkplatz zu finden. Ob sich bei der geplanten Parkgarage des Center of Physics, das auf dem Gelände der heutigen Vorklinik enstehen wird, ein zusätzliches Parkdeck mit Anrainerparkplätzen umsetzen lässt, ist noch offen. Die ersten Pläne dafür wurden von der Stadt als unfinanzierbar zurückgewiesen.