Das "Beweisfoto", das Joe Niedermayer herzeigt, ist eindeutig: Im Vordergrund drei Büroarbeitsplätze des Vereinsvorstands, am Tisch daneben eine Gruppe im Gespräch an einem runden Tisch, sensible Beratungsgespräche müssen daneben in einem Lagerraum stattfinden. Die 70 Quadratmeter der RosaLila PantherInnen in der Annenstraße platzen seit Jahren förmlich aus allen Nähten.
Doch die Situation wird sich im nächsten Jahr um einiges verbessern – denn gegenüber, in der Annenstraße 27, sind die Umbauarbeiten im neuen Community-Zentrum in vollem Gange, das österreichweit das erste seiner Art sein wird. "Alles, was laut ist, siedelt dann hier herüber", fasst Vereinsvorstand Joe Niedermayer zusammen. Heißt: Alle Angebote, Veranstaltungen und Gruppentreffen finden künftig im Begegnungs- und Beratungszentrum für Jugendliche, Erwachsene und Familien statt. Darüber hinaus wird hier auch eine kostenlose psychosoziale Beratungsmöglichkeit und ein "sicherer Raum" für LGBTIQ*-Personen geboten. Und: Das Community-Zentrum soll zudem auch ein (konsumfreier) Treffpunkt für alle Menschen werden. "Kein Jugendzentrum, sondern auch für alle Generationen", so Niedermayer. Weitere Ideen für die Nutzung gebe es viele, vom Ü50-Abend bis hin zum Yogaunterricht. Das Zentrum soll an jedem Tag der Woche offen sein.
Der Name des 90 Quadratmeter großen Community-Zentrums, das hoffentlich Ende Jänner eröffnet werden kann, wird von den jetzigen Räumlichkeiten der PantherInnen übernommen: Es wird "Feel Free" heißen. Die Annenstraße 26 (übrigens im Bezirk Lend, während das Community-Zentrum in Gries liegt) soll künftig zum reinen Büro werden, in dem man ruhig arbeiten kann.
Die Beratungsangebote der PantherInnen haben sich in den letzten Jahren ständig verändert und erweitert: "Früher stand das Coming-out im Fokus", berichtet Niedermayer. Heute kümmere man sich um Menschen, die durchs Netz fallen. Enorm wichtig geworden sei dabei die psychologische Beratung: "Suizidgedanken sind in der queeren Community doppelt so häufig wie sonst, auch Depressionen sind ein sehr großes Thema."
Land zahlt Personal, Stadt die Miete
Unterstützt wird das Zentrum, das einen langjährigen Leerstand in einem ehemaligen Modegeschäft neben dem Annenhof-Kino füllt, einerseits durch das Land Steiermark, das u. a. die Kosten von Vollzeitstellen für eine Psychologin und eine Pädagogin übernimmt, andererseits durch die Stadt Graz, die die Miete und die Betriebskosten bezahlt (jährlich rund 30.000 Euro). Dazu kommen Gelder von Sponsoren – allen voran Magenta, der Konzern spendete auch spontan noch 1000 Euro für die vor zwei Wochen zerstörte Auslage – und der für die Vereinsarbeit so wichtige Erlös aus dem Tuntenball. "Der Ball bietet uns die Möglichkeit, einen großen Teil unserer Vereinsarbeit selbst zu erwirtschaften", möchte der Vorstand noch darauf hinweisen, dass der Kauf von Karten hier einiges bewirken kann.
Breite Unterstützung
Bei der Präsentation des neuen Zentrums zeigte sich auch eine breite Unterstützung durch die Politik: Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) betonte, dass die Stadt stolz auf die RosaLila PantherInnen sein kann, die eine Vorreiterrolle einnehmen. Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) verwies auf das von der Stadt unterstützte Projekt "Liebe ist", das Workshops für Schulen anbietet. Landesrätin und SPÖ-Graz-Chefin Doris Kampus meinte, einen Ort, an dem sich die Community wohlfühle, könne man gar nicht wichtig genug einschätzen in Zeiten zahlreicher Anschläge gegen LGBTIQ*-Einrichtungen. Und Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) dankte dem Verein für die wichtige Unterstützung auch für Eltern – durch die vielen Beratungsangebote sei es ein Präventionszentrum, das hier entstehe.