Im November hatte Bürgermeisterin und Frauenstadträtin Elke Kahr (KPÖ) mit einer Ankündigung überrascht: Die Stadt würde dem Grazer Frauenrat wieder Ressourcen zur Verfügung stellen, "damit er sich auf seine Kernbereiche konzentrieren und seine Ziele weiter politisch unabhängig und effizient verfolgen kann". Damit hatte man wieder die Stelle einer Geschäftsführung ausgeschrieben.

Nach einem Hearing (Kommission: Barbara Kasper, Gertrude Peinhaupt, Gudrun Gröbelbauer, Edith Abawe, Doris Kapeller und Ina Mastnak) steht die neue Geschäftsführerin: Die Grazerin Anna Majcan wird noch am heutigen Mittwoch im Rahmen der Generalversammlung des Frauenrats vorgestellt. Das Frauenreferat der Stadt Graz trägt die Personalkosten für eine Halbtagsstelle und stellt auch die Büroräumlichkeiten zur Verfügung.

Anna Majcan zeigte mit "Catcalls of Graz" auf

Majcan wird die Stelle der Sprecherin/Geschäftsführerin des Frauenrats ab 1. März 2023 übernehmen. Bekannt ist sie bereits als Protagonistin der "Catcalls of Graz", die im öffentlichen Raum auf Sexismus aufmerksam machen. Dafür haben im letzten Jahr den Grazer Frauenpreis erhalten und waren auch unter den "Köpfen des Jahres" in Graz in der Kategorie "Soziales" nominiert. Zuletzt organisierten sie mit der "Galerie gegen Sexismus" eine viel beachtete Ausstellung.

Aufgewachsen ist Majcan in Bad Radkersburg. Sie ist Absolventin des Tourismuskollegs in Bad Gleichenberg, studierte Betriebswirtschaft und war auch in der Gastronomie tätig – sie arbeitete als Foodstylistin, vereinte als "Rezepte-Rockerin" die steirische Küche mit der internationalen und kochte mit den "Pop-up-Gschichtln" seit 2019 an verschiedenen Locations auf.

Barbara Kasper und Gertrude Peinhaupt vom Vorstand des Grazer Frauenrats freuen sich über die Stärkung: Die neue Sprecherin werde die Augen auf frauenpolitische Zielsetzungen richten und Ungerechtigkeiten und Diskriminierung öffentlich machen. Dabei werde eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt und ihren Einrichtungen angestrebt. Und: "Wir als Vorstand freuen uns auf die Zusammenarbeit mit einer engagierten jungen Feministin, die alte und neue Strömungen in der Frauenbewegung vereint."

Bürgermeisterin Kahr freut sich, "dass die Durststrecke des Grazer Frauenrats endlich zu Ende" ist. Sie habe als Frauenstadträtin von Anfang an betont, wie wichtig es sei, die unabhängige Arbeit im Interesse der Grazer Frauen zu sichern. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) ergänzt, dass Majcan in Graz bereits vieles bewegt und umgesetzt habe: "Ich bin überzeugt, dass sie mit ihrer Erfahrung einen wichtigen Beitrag leisten wird, und freue mich sehr über die Entscheidung." Und SPÖ-Gemeinderätin Daniela Schlüsselberger betont, dass man sich glücklich schätzen dürfe, dass es "in unserer Stadt derart viele engagierte Frauen-Initiativen, -Vereine und -Organisationen gibt." Man sei immer noch weit entfernt von einer geschlechtergerechten Gesellschaft, "aber wir Frauen lassen uns von unserem Ziel nicht abbringen. Dafür braucht es aber selbstverständlich auch eine solche personelle Unterstützung".