Sie sind immer noch die Ausnahme. Aber mittlerweile längst keine Einzelkämpfer mehr. Jene Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Welt jenseits der sprichwörtlichen „9 to 5“-Welt ermöglichen.
Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn, komplett freie Zeiteinteilung, ausgedehntes Homeoffice und andere Zuckerl mehr: Viele Unternehmen haben mittlerweile vielfältige Arbeitszeitmodelle im Programm.
Die Kleine Zeitung stellt stellvertretend fünf Unternehmen vor. Manche haben mit dieser Flexibilität schon gestartet, wie Eistee-Produzent Makava; andere haben im Laufe der Zeit auf den allgemeinen Trend reagiert und manche schrecken auch nicht davor zurück, Dinge wieder zu verwerfen – wie die Verkehrsplaner bei VerkehrPlus, die die 4-Tage-Woche wieder abgeschafft haben. Dafür hat jetzt fast jeder Mitarbeiter ein eigenes Arbeitszeitmodell.
Makava: Eine kostbare Pioniertat
Die Neuerungen in der Arbeitswelt sind bei „Makava“ quasi ein alter Hut. Denn das starre System schmeckte den Grazer Gründern hinter der erfolgreichen Mate-Eistee-Marke schon vor zehn Jahren nicht mehr. Also sattelten sie auf eine 30-Stunden-Woche um. Das bis heute gültige Motto: Arbeite so oft du willst und an welchen Tagen es dir beliebt – solange du auf 30 Stunden kommst. „Jeder von uns macht das unterschiedlich und spontan“, weiß Joanna Fraczyk, bei Makava für das Marketing zuständig. Auch bei ihr selbst könne das von Woche zu Woche verschieden sein. Jedenfalls habe es sich bewährt, „die Leute sind viel produktiver, wenn sie nicht so viel arbeiten müssen und sich das selbst einteilen können“. Fraczyk gesteht aber, „dass es bei einem Team von zehn Personen wie bei uns wohl leichter ist als anderswo“.
VerkehrPlus: Abkehr von der 4-Tage-Woche
Es war ein Testballon, der nach nur wenigen Monaten platzte. „Wir haben eine 4-Tage-Woche eingeführt“, berichtet Markus Frewein, Mastermind des Planungsunternehmens „VerkehrPlus“ in Graz. „Jeden zweiten Freitag hatten wir frei.“ Doch es waren die Mitarbeiter selbst, die dieses System nicht mehr wollten. „Das Problem war, dass wir zwar frei hatten, unsere Kunden aber nicht. Auch finanziell war es kein Glückserlebnis für uns.“ Heute hat Frewein acht Arbeitszeitmodelle für 16 Mitarbeiter. „Manche arbeiten in der Früh, andere gehen mittwochs früher heim, einige arbeiten nur vier Tage – die Firma ist aber an fünf Tagen besetzt. Ein flexibles Modell, mit großen Anforderungen ans Controlling.“
Northland: Jeden zweiten Freitag frei
Es ist eine Art „Viertageswoche light“, die man bei Northland, spezialisiert auf Outdoor-Bekleidung, anbietet. Einmal hat die eine, dann die andere Hälfte der rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmenzentrale in der Grabenstraße freitags frei. „Das System wurde mit Begeisterung angenommen“, schildert Firmeninhaber und Geschäftsführer Arno Pichler. Zudem seien Arbeitszeiten nach vorne verlegt worden, man setze auf eine flexiblere Einteilung. Wobei Pichler betont: „Wir sind natürlich ein Servicebetrieb.“ Dementsprechend gut müsse man auch erreichbar sein – und dementsprechend herausfordernd sei es auch, Homeoffice anzubieten: „Dies ist für den Workflow nicht optimal. Es ist möglich, aber kaum in Gebrauch.“
Was ihm und der Belegschaft wichtig ist: „Ein gutes Betriebsklima. Wobei dies nicht von oben herab verordnet werden kann, darum kümmern sich die Mitarbeiter selbst. Es ist jedenfalls wichtig, eine homogene Gruppe zu haben. Die Leute müssen miteinander Spaß haben können.“
Niceshops: 41 Arbeitszeitmodelle, 200 Mitarbeitende
Als bester Arbeitgeber Österreichs in der Kategorie über 500 Mitarbeiter wurde das E-Commerceunternehmen niceshops kürzlich von „Great Place to Work“ ausgezeichnet. Europaweit reihte man sich unter die Top 20. Rund 200 Mitarbeiterinnen und mitarbeiter werken in Graz. Unter den Extras für sie: kostenlose Mahlzeiten. „Das wird geschätzt, aber wirklich wesentlich ist für die Mitarbeiter, wie man mit ihnen umgeht und wie man als Unternehmen organisiert ist“, betont Thomas Karner von niceshops. 41 Arbeitszeitmodelle stehen zur Auswahl. Führungspositionen in Teilzeit sind möglich. Das Arbeiten in „Bubbles“ statt in starren Hierarchien sorgt dafür, dass Mitarbeiter sich in unterschiedlichen Bereichen einbringen können.
Weltweitwandern: Viel Kommunikation
Die Gäste und die Guides von „Weltweitwandern“ sind rund um den Globus unterwegs – eingeschränkter ist der Radius der knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Zentrale in der Grazer Gaswerkstraße, die die Reisen organisieren. „Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb, haben einen hohen Kommunikationsaufwand“, schildert Prokuristin Gudrun Gruber. So sei bei den Arbeitszeiten viel möglich, letztlich müsse man aber für die Kunden erreichbar sein – und dies ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr. Deshalb sei auch eine Woche mit bloß vier Arbeitstagen schwierig, auch wenn sich dies viele wünschen würden.
Und Homeoffice? „Es funktioniert. Alle müssen sehr diszipliniert sein, wir müssen immer wissen, wann wer erreichbar ist. Unsere Mitarbeiter sollen aber an zumindest drei Tagen in der Woche vor Ort anwesend sein.“ Bei Weltweitwandern versucht man jedenfalls, der Belegschaft im Büro einiges zu bieten – von gemeinsamen Frühstücken bis zu wöchentlichen Gymnastikeinheiten.