David Stern war Vorstandsmitglied, zeitweise auch Präsident der Jüdischen Gemeinde in Graz. Seine Frau Charlotte engagierte sich unter anderem in der Flüchtlingshilfe im Ersten Weltkrieg. Die beiden lebten im Falkenhof, einem kleinen historischen Schlösschen in der Karlau, und betrieben einen "Rohproduktehandel". Das Geschäft wurde 1938 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten liquidiert, das Ehepaar musste im Alter von 80 Jahren in eine "Sammelwohnung" nach Wien ziehen. Von dort flohen die beiden in ein slowenisches Dorf, wo Charlotte schließlich verstarb und David Stern bei einer Razzia der Nationalsozialisten erschossen wurde. Er hatte Widerstand geleistet.
Die Enkel der beiden, Hans und Trude Lang (1912-2005 und 1915-2002), lebten ab 1934 zusammen mit den Großeltern im Falkenhof. Hans studierte in Graz Rechtswissenschaften und stieg ins Familienunternehmen ein, seine Schwester Trude studierte Geschichte und zählte 1938 zu einer der wenigen jüdischen Studierenden, die ihr Studium noch durch eine "stille Promotion" abschließen konnte.
Nach der "Arisierung" des Familienunternehmens flüchtete die Familie. Trude emigrierte 1939 nach London emigrieren und schlug sich vorerst als Haushälterin und Aushilfslehrerin durch, bis sie 1947 ihren Eltern und ihrem Bruder nach Palästina folgte. Sie arbeitete als Lehrerin und wurde zu einer Pionierin im israelischen Schulwesen.
Ihrer wurde am Mittwoch bei einer Stolpersteinverlegung in Graz gedacht - wie auch Rupert Heider, eines Zeugen Jehovas aus Graz, der 1940 im Alter von 32 Jahren in Berlin wegen "Zersetzung der Wehrkraft und Eidesverweigerung" (wohl Wehrdienstverweigerung) durch Enthauptung hingerichtet wurde. An ihn erinnert ein Stolperstein in der Karlauer Gürtel (beim "XXX Lutz").
Die Erinnerungsstätten für Hans Lang und die Familie Stern befinden sich in der Kaiserfeldgasse 21 (direkt neben dem Café Kaiserfeld) und am Lazarettgürtel 77 (Falkenhof). Nach Beschädigung erneuert wurden die bereits im Jahr 2016 verlegten Stolpersteine für Robert, Rejla, Amalie, Otmar und Samuel Silberstein am Kapistran-Pieller-Platz.
Vor der Verlegung der Stolpersteine, die mit Gebeten von Oberrabbiner Schlomo Hofmeister und Musik des Trios Andrej Skorobogatko begleitet wurde, waren die angereisten Angehörigen und Initiatorin Daniela Grabe zu einem Empfang im Rathaus eingeladen. "Viel zu lange ist über die Zeit geschwiegen worden. Wir bemühen uns, auch die dunklen Seiten der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen", sagte Bürgermeisterin Elke Kahr und ergänzte: "Egal, aus welchem Land man kommt, welche Hautfarbe man hat oder welcher Religion man angehört, letztendlich zählt immer der Mensch."