Ein Schwarzweiß-Foto der Ärztin steht am Erzherzog-Johann-Brunnen, davor Hunderte Kerzen, und ein paar Blumen - vor allem in Pink, das war die Lieblingsfarbe von Lisa-Maria Kellermayr. Neben Wien, Wels und Linz sowie Salzburg war auch in Graz zu einer Mahnwache aufgerufen worden, nachdem die oberösterreichische Ärztin Freitagfrüh tot in ihrer Praxis am Attersee aufgefunden worden war. Ende Juni hatte die 36-Jährige ihre Praxis geschlossen, weil die Situation nicht mehr tragbar gewesen sei - nachdem sie an die Öffentlichkeit gegangen war, als sie Impfgegner massiv bedroht hatten.
In fünf österreichischen Städten waren am Montagabend Gedenkveranstaltungen geplant. In Wien wurden um 20.45 Uhr die Glocken des Wiener Stephansdoms für Kellermayr geläutet, auch vor dem Landesgericht Wels, am Linzer Taubenmarkt und am Salzburger Kajetanerplatz fanden Mahnwachen statt.
In Graz kamen am Montagabend um 20 Uhr rund 200 Personen zur Mahnwache, die auf Initiative des früheren ÖH-Vorsitzenden Markus Trebuch und des Grünen-Gemeinderats Tristan Ammerer stattfand. Eine knappe Stunde lang standen sie schweigend vor dem Bild und den Kerzen am Brunnen. Die Polizei war vor Ort, aber nur, um bei etwaigen Störenfrieden von außen einzuschreiten, wie ein Polizist zur Kleinen Zeitung sagte. Das war aber nicht nötig, die Mahnwache verlief still und ohne Vorkommnisse.
"Es soll ein Gedenken und eine stille Mahnwache werden", sagte Initiator Ammerer vorab zur Kleinen Zeitung: "Es gäbe viel Politisches rund um ihren Tod, aber das hat hier keinen Platz – jetzt wird getrauert, und erst dann geht es an die Aufarbeitung." Der Fall müsse penibel aufgearbeitet werden, außerdem brauche es dringend eine Initiative gegen Hass im Netz.