Frau Capri, Sie machen mit Blumen die Träume von Instagrammerinnen und Boho-Fans wahr – mit handgefertigten Blumenkronen und Trockenblumen. Woher kommt eigentlich diese Blumen-Obsession?
Cecilia Capri: Ich hab’ als kleines Kind schon gesagt, dass ich Floristin werden will, aber das dann 20 Jahre lang vergessen. Ich habe Modedesign in Berlin studiert und nebenbei Journalismus gemacht. Erst dann kam das mit den Seiden- und Trockenblumen, das läuft aber als Kunsthandwerk.
Wie kommt man überhaupt darauf, sich damit selbstständig zu machen?
Ich habe mir selber Blumenkronen gemacht und bin im Club oft darauf angesprochen worden. Dann, in einer Nacht mit ein paar Gin Tonics zu viel, haben wir uns gefragt, warum machen wir nicht ein eigenes Label? Ohne Businessplan, ohne allem, mit insgesamt 1.000 Euro am Konto – wir hatten nicht viel zu verlieren. Keine fünf Wochen darauf waren wir live mit dem Onlineshop.
Würden Sie das noch einmal so machen?
Ich weiß nicht, ob wir es gemacht hätten, wenn wir gewusst hätten, wie schwer es ist, eine Firma zu führen – mit Mitarbeiter-Lohnnebenkosten etc. Jetzt kann ich es ja sagen: Wir hatten zuerst noch keine Firma angemeldet, wussten nicht einmal, was Umsatzsteuer ist.
Und ein paar Jahre später hatten Sie schon zwei Firmen.
Ja, wir haben noch die Agentur „Pavillon Studio“ gegründet. Zunächst hatten Mathias und ich beide noch Fulltime-Jobs – als das nicht mehr ging, haben wir gekündigt. Damit wir nicht alleine arbeiten, haben wir mit „Hotel Pavillon“ noch einen Coworking-Space gegründet.
Wie groß ist das alles mittlerweile geworden?
Irgendwann kamen immer mehr Projekte – und durch Ja sagen und dann nicht fürchten ist es immer mehr geworden. Wir machen viel im Event- und B2B-Bereich, haben zwei Dried-Flower-Stores, arbeiten mit dem Ottoversand, mit Westwing und About You zusammen. In der Pandemie kam ein nachhaltiges Bademodenprojekt dazu. Nicht die Cashcow, aber wenn ich viel verdienen will, geh' ich in Krypto oder Immobilien. Da mach’ ich hundertmal mehr, das macht mir aber keinen Spaß.
Sie sind beide aus Graz, leben aber in Wien. Wie stark sind Sie mit Graz noch verbunden?
Wir sind sehr Graz-verbunden. Herziehen werden wir glaub’ ich nicht mehr – wenn du in Berlin und Wien gelebt hast, ist Graz eher so ein Wochenend-Refugium. Wir kommen oft und gern, um mit Freunden zu feiern, aber zum Leben ist es dann einfach zu klein.
Was schätzen Sie an Graz?
Wir haben hier eine super Kindheit und Jugend gehabt. Es gibt keine schönere Stadt, um aufzuwachsen, dieses Grün, dieses Angebot an Kultur … und das Feiern. Alles ist so kompakt und klein.
Dass Sie den ersten Trockenblumen-Store Österreichs gerade hier aufsperrten, ist dann wohl auch kein Zufall ...
Die Kaufkraft wäre eigentlich woanders, zum Beispiel Salzburg. Wir hätten es aber nicht in einer Stadt gemacht, zu der wir keinen emotionalen Bezug haben. In Graz und Wien sind wir einfach zuhause, da kennen wir uns aus. Der Store war schon auch ein bisschen ein Grund zu sagen: Wir haben hier etwas.
Ist Capri ein Künstlername?
Zuerst war er ein Künstlername, aber jetzt ist es mein echter. Bei der Arbeit für Magazine habe ich zuerst einen Künstlernamen verwendet, und habe mich immer wohler damit gefühlt. Irgendwann kannte mich fast jeder als Capri, nur mehr wenige als Leitinger. Ich wollt mich bissl selbst erfinden.
Und das ging so einfach?
Nein: In Österreich kannst du nur einen bereits vorhandenen Namen annehme – sie haben mich also weggeschickt. Erst nach vielen Diskussionen sagten sie, wenn ich beweisen kann, dass man mich unter diesen Namen kennt, könnten sie sich den Antrag anschauen. Auf einmal kam der Anruf vom Standesamt Wien: „Frau Leitinger, Sie heißen jetzt Capri!“.
Das hätte wohl nicht jede oder jeder durchgesetzt.
Das beschreibt so ein bisschen, wie ich bin: Wenn man was will, dann muss man probieren, ob man es hinbekommt. Ich hab’ meinen Vornamen auch geändert: Mit 16 habe ich meinen Vornamen von Cäcilia auf Cecilia geändert. Für mich klang das immer so hart, ich bin aber so eine sprudlige Person… Dann hab ich meinen Papa gefragt, ob wir das machen können. Er so: „Wenn du das willst? Das ist dein Name.“ Und ist dann wirklich mit mir zu den Behörden gegangen – das war voll süß.
Wir haben für unsere Sommergespräche heuer das Motto „Der Sommer meines Lebens“ – was fällt Ihnen da spontan ein?
Ich bin ein totales Sommerkind. Jeder Sommer ist großartig. Aber letzten Sommer haben wir geheiratet und das so richtig schön zelebriert – in der Toskana vier Tage lang „Grande Bellezza“ gefeiert, einen Monat Hochzeitsreise. Danach haben wir noch am Lendplatz ein großes italienisches Straßenfest gefeiert.
Wow, ganz schön ausgiebig!
Wir sind jetzt 30 und 32 und haben seit zehn Jahren echt viel g’hackelt, zwei Firmen aufgebaut, viele Projekte dazu. Und wir lieben es. Jetzt sind wir aber an einem Punkt, wo wir zwar nicht runterschalten, aber die Prioritäten anders setzen. Keine Ahnung, wo ich in fünf Jahren bin. Hoffentlich glücklich. Das ist das Wichtigste.