Vielfältig, hochwertig und unglaublich umfangreich ist das, was Kulturschaffende in diesem Jahr auf die Beine stellten - und das obwohl die Pandemie eine Herausforderung geblieben ist. Sechs dieser Kulturgrößen bitten wir auf die Bühne.

Christian Jungwirth: Fotograf als Weltensammler 

Gute Fotografie bildet die Wirklichkeit besser ab als die Realität. Fotos können uns Einblicke in unbekannte Lebensformen geben, sie geben dem Leben Form. Der Fotograf Christian Jungwirth beschäftigt sich, seit er 14 Jahre alt ist, mit dieser Kunst. Als Werbe- und Magazinfotograf hat er sich international einen Namen gemacht, seit Jahren holt er Weltklasse-Fotografie für Ausstellungen nach Graz. Als Organisator der „Menschenbilder“-Schau, die jährlich am Grazer Mariahilferplatz stattfindet, begeistert Jungwirth seit zehn Jahren. Ein weiterer Coup gelang ihm in diesem Jahr: In der Grazer Messehalle A lud er mit meterhohen Reportage-Eindrücken des Star-Fotografen Steve McCurry zu einer Weltreise. Die 126 großformatigen Porträts von Menschen aus aller Welt zeigen, wie formlos bunt unser wunderbarer Planet doch ist.

Nava Ebrahimi: Literatur fernab des Trends

Ja, um diese Schriftstellerin ist ein regelrechter und (vor allem) berechtigter Hype ausgebrochen. Die Rede ist von Nava Ebrahimi. Die in Teheran geborene Wahl-Grazerin gewann bereits mit ihrem ersten Roman „Sechzehn Wörter“ den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises. 2020 legte die Deutsche ihr zweites Werk mit dem Titel „Das Paradies meines Nachbarn“ vor. Im heurigen Jahr erfolgte der vorläufige Höhepunkt ihrer Karriere: Ebrahimi wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Doch das Oeuvre der 43-jährigen Autorin ist weit mehr als angesagte Trendliteratur. Auch deshalb verwundert es nicht, dass Ebrahimi gemeinsam mit Sabine Presslauer just ein Buch mit dem Titel „Einander“ veröffentlicht hat. Es soll als Anregung zum Dialog verstanden werden.

Kultujahr-Chef Christian Mayer: Für ein besseres Stadt-Klima

Christian Mayer hatte es in den vergangenen zwei Jahren alles andere als einfach. Als Intendant des Grazer Kulturjahres 2020 wollte er die Stadt in einen vibrierenden Klangkörper verwandeln. Dann kam Corona. Mayer reagierte. Das Kulturjahr wurde ins heurige Jahr gerettet, verlängert und radikal umgewertet. Weder biedere Eliteveranstaltungen noch unverständliche Avantgarde-Hieroglyphen sorgten im Kulturjahr für einen Aufbruch in der Stadt. Dafür konzentrierten sich die 94 Projekte vor allem auf die Kunst des Lebens. Das Klima stellte Mayer, der als Dramaturg und Dozent an der Grazer Uni tätig ist, in den Vordergrund. Nicht nur mit einer riesigen Waldoase des „Breathe Earth Collective“ am Freiheitsplatz, sondern auch mit zahlreichen Projekten, die das gesellschaftliche Klima über Bezirks- und Altersgrenzen hinweg in den Fokus rücken.

Clemens J. Setz: Empfindliche Empfindsamkeit

Graz ist momentan die literarische Hauptstadt des deutschsprachigen Raums. Auch dank Clemens J. Setz. Im November erhielt der 39-jährige Schriftsteller den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis. Es war nur eine Frage der Zeit, möchte man sagen. Denn: Der vorprogrammierte Sturm brodelt seit Langem in Setzs literarischer Lunge.

Der ehemalige Lehramtsstudent (Mathematik und Germanistik) wandelt seit Jahren als empfindsamer und empfindlicher Schriftsteller durch die Literaturlandschaft.

Nicht nur die Kunst des Erzählens beherrscht Clemens Setz. Mit Nicholas Ofczarek und Sebastian Brauneis schrieb der Schriftsteller das Drehbuch zum Film „Zauberer“, neben gefeierten 1000-Seitern wie „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ übersetzt der Grazer auch Werke aus dem Englischen ins Deutsche.

JuLaLena: Die Lust an Utopien 

Wie lebendig die freie Theaterszene ist, beweist das Performanceduo Julalena, bestehend aus Lena Westphal und Jula Zangger. Im Fokus ihrer Kunst stehen gänzlich gegensätzliche Themen. Der dramaturgische Kitt ihres Schaffens: Die Lust am Fabulieren und Geschichten erzählen. Mal werden Schlagzeilen, wie in der Produktion „Zeit im Bild 20:18“ zwischen Dummheit und Dramatik inszeniert, mal der Star-Philosoph Yuval Noah Harari als Ausgangspunkt für eine Reise zu „21 Visionen für das 21. Jahrhundert“ herangezogen. Zuletzt brillierte das Performanceduo beim NewsOFFStyria-Festival, wo die altindische Geschichtensammlung „Pancha Tantra“ erarbeitet wurde. „Utopische Ideen sind für mich das Bestmögliche, an dem wir unsere Handlungen ausrichten können“, betont Westphal.

Außerdem nominiert in Graz und Umgebung:

  • Nominiert in der Kategorie "Newcomer": Sport-Kommentatorin Anna-Theresa Lallitsch, Starmania-Zweiter Fred Owusu, Liza Brandstätter - Rost, Sängerin Maia Onda, die Segel-Plattform Seasy
  • Nominiert in der Kategorie "Wirtschaft und Forschung": Games-Forscherin Johanna Pirker, Pulitzer-Preisträger Christo Buschek, die Softwarefirma Incubed IT, Monika Grausgruber - Teigwarenmanufaktur Monis, Gernot Fischer und Ulla Kassegger - Pharmonta
  • Nominiert in der Kategorie "Gastgeber": Philipp Florian - Parkhotel, Albin, Esmee und Berit Gilma - Restaurant Ginko, Thomas Liu - Asia-Multigastronom, Franky Strametz und Martin Mandl - Café Rauch in Semriach, Tomaž Moschitz - Scherbe und Wildmoser
  • Nominiert in der Kategorie "Entertainment":Kabarettduo Flüsterzweieck, die Band Granada, die Instagram-Seite Grazwellness, Tanzkaraoke, Uptown Monotones und ihre Open Stage
  • Nominiert in der Kategorie "Kultur": Fotograf und Ausstellungsmacher Christian Jungwirth, Bachmannpreisträgerin Nava Ebrahimi, Kulturjahr-Intendant Christian Mayer, Büchner-Preisträger Clemens J. Setz, das Theaterduo JuLaLena
  • Nominiert in der Kategorie "Sport": Sturm-Graz-Kicker Jakob Jantscher, Eisschnellläuferin Katharina Thien, Volleyballer UVC Graz, die Cookina Graz Raddamen, "Mister Seven Summits" Klaus Höllbacher