In Wien waren es am 19. Dezember bis zu 40.000 Teilnehmende, verteilt über die Ringstraße: Minutenlang gedachten die Menschen still der mittlerweile 13.689 Toten, die die Corona-Pandemie laut Gesundheitsministerium bisher in Österreich gefordert hat. Und drückten ihre Solidarität für jene aus, die in den Spitälern alles für schwer an Corona erkrankte Menschen geben – gegen alle Widrigkeiten.
Auch in Graz haben an diesem Tag viele ein Zeichen gesetzt – mit Kerzen am Fenster, die dazu oft auch in den sozialen Medien gepostet wurden. Nun soll es aber auch zu einem „echten“ Lichtermeer kommen – am Silvestertag, auf der Grazer Ringstraße.
"Eine Stimme geben"
Die Aktion „Yes we care Graz“ holen zwei Privatleute nach Graz, die beiden Unternehmer Andreas Bergmann und Martin Schwab, die betonen, dass keine politischen Parteien, NGOs oder andere Interessensvertretungen dahinterstehen. „Wir wollen wie in Wien den Opfern der Pandemie gedenken, Solidarität mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gesundheitsberufe ausdrücken – und wir möchten allen, die jetzt seit zwei Jahren alle Maßnahmen mitgetragen haben, obwohl auch sie dadurch eingeschränkt sind, eine Stimme geben“, sagt Bergmann.
Wie viele Personen zum Lichtermeer kommen, sei "extrem schwer zu sagen", so Bergmann: Das Feedback sei sehr gut, man hofft auf mehr als 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den Silvestertag hat man jedenfalls gewählt, um ein wenig Vorlaufzeit zu haben, noch deutlich vor der befürchteten Omikron-Welle zu sein – aber auch, um ein positives Zeichen gerade zum Jahresausklang zu setzen.
Breite Front von Politik bis Kirche sichert Unterstützung zu
Eine breite Front hat bereits ihre Unterstützung für das Grazer Lichtermeer zugesichert – Elke Kahr, KPÖ-Bürgermeisterin von Graz, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner von den Grünen, Sozialstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), Niko Swatek von den Neos und Michael Ehmann von der SPÖ haben bereits ihr Kommen und ihre Unterstützung zugesagt, die katholische Kirche mit Stadtpfarrer Christian Leibnitz unterstützt die Aktion ebenso wie "Fridays for Future" und weitere Organisationen. Sowohl die Medizinische Universität Graz mit Rektor Hellmut Samonigg als auch die TU Graz mit Rektor Harald Kainz haben in Briefen alle Studierenden und Lehrenden über die Veranstaltung informiert und werden ebenfalls teilnehmen. Auch der Co-Organisator des Wiener Lichtermeers, der Lehrer Daniel Landau, will zum Grazer Pendant kommen.
So läuft das Lichtermeer ab
Treffpunkt ist am 31. Dezember 2021 ab 17.30 Uhr am Ring, ausgehend von der Oper/Franz-Graf-Allee, mit brennenden Kerzen – oder alternativ auch leuchtenden Handys. Ab 18 Uhr soll Graz dann zu leuchten beginnen – die Menschen treten auf die Fahrbahn und halten einige Minuten in Stille inne. „Wir verzichten beim Lichtermeer auf alles, was laut ist: keine Megafone, Trillerpfeifen oder Sonstiges, auch auf Transparente und Flyer jeder Art“, heißt es.
Auf den Platzbedarf will man je nach Teilnehmerzahl dynamisch reagieren, ausgehend vom Opernring und Joanneumring, dann Burgring und Wilhelm-Fischer-Allee bis hinauf zum Glacis, wenn da alles voll ist, dann Herrengasse bis zum Hauptplatz. Die Veranstalter bitten alle, FFP2-Masken zu tragen und auf Abstand zu achten.
Bei Kundgebung geht es nicht um Impfung
Sie betonen auch, dass es sich um keine Kundgebung handelt, die sich pro Impfung ausspricht. „Wir persönlich raten allen Menschen, die es können, sich impfen zu lassen. Es ist ein Akt der Solidarität und bei allen Schwierigkeiten der Impfung die einzige Variante, die hoffentlich irgendwie die Pandemie beenden kann. Trotzdem geht es uns bei dieser Kundgebung nicht um dieses Thema“, heißt es in der Veranstaltungsinfo.
Ähnlicher Titel, aber ganz anderer Hintergrund: Für den Donnerstag vor Heiligabend wurde in Graz auch ein „Lichtermarsch“ angekündigt. Hier treten die Organisatorinnen aber erneut gegen die Impfpflicht an.
„Je mehr, desto größer ist das Zeichen, das wir setzen“
Wie viele Menschen in Graz am Lichtermeer zu Silvester teilnehmen werden, lässt sich derzeit freilich noch schwer abschätzen, die ersten Reaktionen sind aber ausschließlich positiv. „Wir hoffen natürlich auf möglichst viele Teilnehmer“, sagt Bergmann: „Je mehr, desto größer ist auch das Zeichen, das wir setzen“. Und: „Wir können damit zeigen, dass die Leisen in Wahrheit die Lautesten sind.“