Nach der Demonstration am 17. November, bei der rund 4000 Protestierende vom Hauptbahnhof zum Lendplatz gegen die Corona-Maßnahmen protestierten, wurde am Samstag in der Stadt erneut demonstriert. "Gegen den Impfzwang der Bundesregierung" heißt es im Aufruf zur Demonstration, die auch durch die Grazer FPÖ unterstützt wird. Verantwortlich für die Veranstaltung zeigte sich die Ärztin für Allgemeinmedizin und selbsterklärte Impfpflicht-Gegnerin Maria Hubmer-Mogg.
Treffpunkt war um 13 Uhr beim Grazer Hauptbahnhof, wo sich zunächst mehr als 5000 Menschen friedlich versammelten. Unter ihnen: Junge und Ältere, Alternative und Konservative, Aluhutträger und Verunsicherte. Der vorgegebene Schwerpunkt der Demonstration war der Protest gegen die Kinderimpfung.
Um ein sicheres Marschieren für Eltern mit Kindern zu gewährleisten, wurde von den Veranstaltern eine eigens eingerichtete Kinderzone am Ende des Protestzuges installiert. Masken tragen die wenigsten. Die Veranstalterin erinnert im Vorfeld per Mikrofon-Durchsage zwar an die Maskenpflicht, stellt die Wirksamkeit des Mundschutzes in einem Nebensatz jedoch süffisant infrage. "Wir wollen friedlich demonstrieren", betont sie. Ein Mann in der Menge schreit: "Natüüüüüürlich".
Danach setzte sich der Demonstrationszug über die Annenstraße in Richtung Innenstadt in Bewegung. Ein Mann hält ein Plakat mit einem Ghandi-Zitat in die Luft: "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du". Auf einem anderen Karton steht: "Ungeimpfte Pflegekraft und 100 Prozent gesund".
Viele Schilder fallen aber auch weniger friedlich aus: "Ihr Hirnbefreiten, steckts euch eure Staatsw***** in den Arsch" fordert ein Demonstrant. Wiederum ein anderer Protest-Teilnehmer schwenkt eine Südafrika-Fahne in der Luft, darunter der Spruch: "Nein zur Impfapartheid".
Wir haben mit Demonstrantinnen gesprochen:
Vor dem Gebäude der steirischen Ärztekammer in der Kaiserfeldgasse folgte um 14 Uhr eine symbolische Kranzniederlegung. "Warum? Weil der wissenschaftliche Diskurs zu Grabe getragen wurde", so Maria Hubmer-Mogg. Immer wieder fordert sie Passanten auf, sich anzuschließen: "Ob geimpft oder ungeimpft". Einzelne Demonstranten schreien. "Wir sind das Volk."
Laut Polizei rechneten die Veranstalter mit etwa 8000 Teilnehmern. Diese Zahl dürfte nach ersten Schätzungen deutlich übertroffen worden sein, die Rede war zunächst von 10.000 Protestierenden. Nun wurde diese Zahl seitens der Polizei korrigiert. "Zwischenzeitlich marschierten rund 30.000 Sympathisanten", hieß es um 15 Uhr, als sich der Protestzug zur abschließenden Kundgebung am Freiheitsplatz versammelte. Mit dieser Teilnehmerzahl war es eine der größten Manifestationen in Graz seit 1945.
Aktivisten hatten als stillen Protest gegen die Kundgebung in der Annenstraße zahlreiche Wegweiser zur Impfstraße aufgehängt.
159 Anzeigen wegen fehlender Masken, "Hitler-Gruß" wird untersucht
Laut der steirischen Polizei, die in einer bilanzierenden Presseaussendung Samstagnacht schließlich von 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berichtete, sind der Marsch und die Versammlung im Allgemeinen aus polizeilicher Sicht friedlich verlaufen. Insgesamt wurden 159 Verwaltungsanzeigen mit Covid-19-Bezug erstattet. Dies betraf meist die Maskenpflicht.
Auch mussten gegen drei Männer zwischen 20- und 25 Jahren aus Graz nach dem Verbotsgesetz eingeschritten werden. Sie stehen im Verdacht, bei der Abschlusskundgebung auf dem Freiheitsplatz dem derzeitigen Erhebungsstand nach den sogenannten „Hitler-Gruß“ gezeigt und sich verbal dem Nationalsozialismus gegenüber verharmlosend geäußert zu haben. Weitere Erhebungen sind dazu notwendig.
Die Versammlung wurde gegen 17 Uhr am Freiheitsplatz offiziell beendet.
Demonstrationen auch in Klagenfurt und St. Pölten
5.000 bis 6.000 Menschen, so die Schätzung der Polizei, haben sich am Samstag auch in Klagenfurt zusammengefunden, um gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung und insbesondere gegen die Impfpflicht zu demonstrieren. Rund 3.000 waren es in St. Pölten, wo es Anzeigen und Festnahmen gab.
In Graz war die Mobilisierung bislang weniger gelungen - das Geschehen hatte sich auf Wien konzentriert. Ein Protest am Freitagabend, den 19. November, hatte nur eine kleine Gruppe Menschen am Grazer Hauptplatz angezogen, eine Demonstration am Mittwoch davor war mit rund 4000 Teilnehmern die bislang größte in der Steiermark.