"Achtung! Politischer Islam in Ihrer Nähe" stand auf der gelben "Warntafel", die Montagnachmittag zwei zunächst unbekannte Täter Wie berichtet an einem Nebengebäude der Grazer Moschee angebracht hatten (wir berichteten). Zu einer Solidaritätsaktion bei der Moschee waren am Dienstag auch Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sowie aus dem Rathaus gekommen.
Ermittler des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) haben nun zwei Tatverdächtige ausgeforscht, wie die Polizei am Donnerstag bekannt gab. Eine 37-Jährige aus dem Bezirk Graz-Umgebung und ein 26-Jähriger aus dem Bezirk Weiz zeigten sich bei der Einvernahme zur Tat geständig. Die Frau gab an, einem Aufruf in einer Social-Media-Gruppe gefolgt zu sein. Der 26-Jährige machte weiter keine Angaben, er dürfte jedoch der rechten Szene zuzuordnen sein. Weitere Ermittlungen folgen.
Das Duo hatte das Plakat Montagnachmittag auf einem Gebäude des Islamischen Kulturzentrums Graz angebracht. In der muslimischen Gemeinde rund um die große Moschee in der Grazer Laubgasse drehte erst vor wenigen Wochen ein offenbar verwirrter Mannwaghalsige Manöver mit seinem Auto am Gelände der Moschee und urinierte kurz vor der Gebetszeit an die Fassade der Moschee.
Mit den Worten "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe" wurden zuletzt bereits andere muslimische Einrichtungen in Österreich versehen, kurz nachdem Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) die umstrittene Islamlandkarte vorgestellt hatte. Daher sieht Fikret Fazlic, Imam der großen Grazer Moschee, auch einen klaren Zusammenhang. "Die Islamlandkarte ist eine Gefahr", sagt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
Aktivisten wurden bei ihrer Tat von Überwachungskamera aufgenommen
Die zwei Aktivisten waren beobachtet worden, als die am Montagnachmittag den "Warnhinweis" angebracht haben. "Wir konnten sie fotografieren, auch auf unseren Überwachungskameras sind sie zu sehen", so Fazlic. Die Polizei wurde sofort verständigt und hat den "Warnhinweis" rasch entfernt.
Fazlic bereiten diese Taten Sorge: "Es gibt Ängste und Verunsicherung unter den Muslimen." Das Islamische Kulturzentrum kritisiert in einer Stellungnahme die Spitzenpolitik, namentlich Bundeskanzler Sebastian Kurz und Ministerin Raab (beide ÖVP): "Wir beobachten eine Politik der Spaltung, manche wechseln auf dem Rücken von Minderheiten und uns Muslimen politisches Kleingeld." Wie, fragt das Islamische Kulturzentrum via Facebook, "sollen sich muslimische Kinder, die in Österreich geboren sind, jemals hier heimisch fühlen, wenn ihnen genau das Gegenteil vorgelebt wird?"
Auch die steirischen Neos verurteilten das Anbringen von "Warnhinweisen" in einer Aussendung. Klubobmann Niko Swatek forderte ein "klares Bekenntnis von Ministerin Raab, gegen die Islam-Landkarte und Stigmatisierung von Muslimas und Muslimen". Er appellierte, "die Landkarte dauerhaft offline zu lassen, sich zu distanzieren und zu entschuldigen. Es kann nicht sein, dass Vereine willkürlich und ohne Evidenz, und damit ihre Mitglieder, zum Freiwild von rechtsextremen Aktivisten werden."
Kommt jetzt ein Zaun um die Moschee?
Wie es jetzt mit der Moschee weitergeht, wird diskutiert. "Obwohl wir ein offenes Zentrum für alle sein wollen, diskutieren wir jetzt, ob wir nicht einen Zaun um die Moschee bauen müssen", sagt Imam Fazlic. "Wir wünschen uns ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander."
*Hinweis auf aktualisierte Version: Der Artikel vom 14. Juni wurde um die Presseaussendung der Polizei vom 17. Juni ergänzt, wonach zwei Tatverdächtige ausgeforscht wurden.