Der überdimensionale Wandbehang wird ins Auge stechen, die Aktion für – durchaus erwünschte – Diskussionen sorgen. Auf einem Baugerüst bei der evangelischen Heilandskirche am Grazer Kaiser-Josef-Platz hängt seit Kurzem ein Stoffplakat. Dieses ist rund 20 Meter lang und sechs Meter hoch.
Darauf ist zwar auch der Chor der Heilandskirche zu sehen. Aber eben auch der evangelische Pfarramtskandidat von Graz-Nord, Andreas Binder, der seine Gattin Melanie küsst. Und die schwangere Pfarrerin Diemut Stangl aus Weiz. Untertitelt sind alle Fotos mit dem Wort "Liebe".
"Die Grundbotschaft ist auch Liebe. Die Fotos sind zum Teil sehr provokant. Aber wir wünschen uns auch, dass sie für Gesprächsstoff sorgen", gibt Angelika Halbedl-Herrich, Kuratorin der Heilandskirche, offen zu.
Die Idee dieser plakativen Kampagne entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Thomas Wychodil, Pfarrer Matthias Weigold und Pfarrgeschäftsführerin Maria Tragbauer. Drei der Fotos stammen von Helmut Lunghammer.
„Pfarrersein heißt ja, mitten im Leben zu stehen. Und dafür stehen wird als Protestanten“, erläutert Halbedl-Herrich. Anders als katholischen ist es evangelischen Pfarrern erlaubt, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Zudem können auch Frauen als Pfarrer tätig sein.
150.000 Euro Renovierungskosten
Das Riesenplakat verhüllt also ein Baugerüst – und die dahinter laufenden Arbeiten: So werden fünf Kirchenfenster renoviert, die aus dem 19. Jahrhundert stammen und im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurden. Die Holzrahmen bröseln, einigen Scheiben fielen heraus, Regen drang in die Kirche ein. Der Kitt ist teils porös. Halbedl-Herrich: „Es war Gefahr im Verzug.“ Bis September soll die Renovierung abgeschlossen sein, die Gesamtkosten werden rund 150.000 Euro betragen. Also hofft man auch auf Spenden. Im Zuge einer provokanten Kampagne.
*Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits am 11. Juni in der Kleinen Zeitung und Kleinen Zeitung online und wurde nun mit dem Bild des hängenden Transparents aktualisiert.