In der Nacht auf Donnerstag hatten Unbekannte die Außenmauer der Synagoge in Graz mit propalästinensischen Parolen beschmiert. Auch das Gemeindehaus war zum Ziel geworden. In der Nacht auf Samstag warf ein unbekannter Täter mehrere Betonstücke gegen die Fenster an der Nordseite. Eine Scheibe ging dabei zu Bruch, mehrere Fenster wurden beschädigt. Am Samstagnachmittag ging dann noch ein Mann auf den Präsidenten der Gemeinde los, als dieser ihn mit Steinen am Gelände erwischte. Drei Mal wurde die Synagoge in Graz binnen drei Tagen angegriffen.
Täter wütete auch an anderen Orten
Weitere Details gab es im Rahmen einer Pressekonferenz in der Grazer Burg,wo Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit Vize Anton Lang, Bürgermeister Siegfried Nagl und Vize Mario Eustacchio einen Schulterschluss von Land und Stadt quer über alle Parteigrenzen hinaus präsentierten. Tenor: "So etwas hat in unserer Gesellschaft keinen Platz." Der steirische Polizeichef Gerald Ortner gemeinsam mit Rupert Meixner, Chef des Landesamtes Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), gaben in diesem Rahmen bekannt, dass dem Täter insgesamt sogar sieben Taten zugeordnet werden: Neben den drei bekannten Attacken gegen die Synagoge dürfte derselbe Unbekannte auch beim Vereinslokal der RosaLila PantherInnen die Fensterscheiben eingeschlagen haben. Zudem wurden auch am Hauptbahnhof und in der Annenstraße ähnliche propalästinensische Parolen angebracht, und ein Rotlichtlokal in der Grenadiergasse wurde ebenfalls angegriffen.
Die Ermittlungsgruppe Achava (der hebräische Namen für Brüderlichkeit) wurde eingerichtet. Elie Rosen hat nach dem dritten Vorfall Personenschutz erhalten, auch die Synagoge wird nun rund um die Uhr bewacht - wie im Übrigen auch der Jüdische Friedhof in Graz.
Warum wurde die Synagoge nicht gleich bewacht?
Spätestens nach Angriff Nummer drei wurde die Frage laut, warum die Synagoge nicht von der Polizei geschützt wurde. "Dass es zu einem tätlichen Angriff am Samstagnachmittag kommt, konnte nach den ersten Taten niemand ahnen", so Polizei-Pressesprecher Fritz Grundnig. Da bis zum Samstagnachmittag die Taten immer nachts passierten, hatte man für die Nacht auf Sonntag bereits eine Bewachung des Gebäudes geplant. Und da man dem Täter mehrere Handlungen an verschiedenen Orten zuordnet, sei ein lückenloser Objektschutz für alle betroffenen Gebäude unrealistisch gewesen, man entschied sich stattdessen für verstärkte Polizeistreifen im betroffenen Gebiet. Grundnig betont aber, dass die Polizei sehr wohl vor Ort war, wenn auch unsichtbar: "Nach dem zweiten Angriff haben wir Planungen für eine Bewachung eingeleitet, auch waren laufend Zivilstreifen vor Ort."
Grazerinnen und Grazer beschützten die Synagoge
Als die Nachricht vom tätlichen Angriff am Samstagabend die Runde machte, versammelten sich Samstagabend trotz strömenden Regens und Gewittern rund 20 Personen vor dem Gebäude, um es zu beschützen - wie der Bezirksvorsteher von Graz-Gries, Tristan Ammerer, auf Twitter vermeldete, hatten sich der "Nachtwache" Personen aus allen politischen Richtungen versammelt, Couleursstudenten, Konservative, Linke und auch die muslimische Jugend Österreich.
Mit der Nachtwache, die bis rund 1.30 Uhr andauerte, wollte man auch auf die drängende Frage hinweisen, warum das Gebäude nach den ersten Angriffen noch immer nicht von der Polizei geschützt wurde. In Deutschland werden viele jüdische Gebetshäuser 24 Stunden am Tag bewacht, seit der Antisemitismus immer stärker zu spüren ist.