Als im Februar 2017 die Bauarbeiten für das Grazer Murkraftwerk begannen, ließen sie nicht nur im Fluss die Wogen hochgehen. Es folgten Demonstrationszüge, Anzeigen, Baustellenbesetzungen, Klagen und sogar Einsätze für die Polizei.
Stellt sich die Frage: Wie ist die Lage eineinhalb Jahre später? Was ist vom Protestcamp geblieben? Die Antwort:In der Lagergasse, Höhe Seifenfabrik, scheint es die Überreste angeschwemmt zu haben.
"Aktivistisch ist nichts mehr da. Im jetzigen Camp sind wir drei Personen, ich inbegriffen. Die Widerstands-Arbeit hat viele ausgebrannt", erzählt uns Sius. Für ihn und die anderen ist das Thema Murkraftwerk ein hochemotionales: Er habe in der Herrengasse sogar einen kleinen Hungerstreik durchgezogen, "um auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam zu machen". Und weiter: "Das öffentliche Interesse damals war enorm, ich hab sogar Radiointerviews gegeben. Aber jetzt hat sich die ganze Thematik für mich irgendwie erledigt. Doch ich bin dankbar für all die Erfahrungen, die ich die letzten Jahre gemacht habe."
Auf die Frage, ob es dann nicht Zeit zum Aufhören wäre: "Aufgeben? Nein, sicherlich nicht!"
Aller guten Dinge sind 3 - oder 4
Das erste Camp wurde Anfang Februar 2017 in Puntigam aufgeschlagen und zwei Tage später von der Exekutive geräumt. Tags darauf, einige Meter flussaufwärts, begann das Spiel aufs Neue. Doch diesmal hielt sich die Festung des Widerstands länger. Nach fünf Monaten sollte dennoch Schluss sein.
Der neue Anlegeplatz, die Angergasse: Nach weiterer Erfahrung mit Polizei und Feuerwehr wechselte man die Mur-Seite. "Früher oder später wird dieses Camp sicherlich auch geräumt werden", berichtet Sius, einer von drei Übriggebliebenen.
Auf Anfrage der Kleinen Zeitung bestätigt Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark: "Vor Ort ist es ruhig geworden. Unsere Sicherheitsmaßnahmen rund um die Baustelle bleiben aber aurecht." Und: "Wir sind genau im Zeitplan, in Wahrheits sogar ein wenig voraus."
Michael Schäfl