Weltweit gibt es nur wenige ähnliche Fälle: Wie im Februar bekannt wurde, hat nur ein Mann, der früher eine Frau war, nur wenige Monate davor im Raum Graz ein Kind geboren. Mediziner vermuten, das sei überhaupt der erste Fall in Österreich.

Die Umwandlung der Frau in einen Mann wurde medizinisch begleitet und im Personenstandsregister offiziell gemacht. Der Mann lebt mit einem anderen Mann zusammen, das Baby wurde auf natürlichem Weg gezeugt. In der Schwangerschaft wurde ein lokaler Arzt kontaktiert, die Geburt fand im Raum Graz statt.

Die Familie möchte nicht öffentlich dazu Stellung nehmen, wie man gegenüber der Kleinen Zeitung erklärte.

Mann mit Gebärmutter

Gesetzlich gilt: Menschen, die sich nicht mit ihrem Geschlecht identifizieren und darunter leiden, können unter bestimmten Voraussetzungen einen Geschlechtswandel vornehmen lassen. Ihre Geschlechtsteile müssen dabei nicht entfernt oder umgeformt werden. Frauen dürfen beim Wandel zum Mann die Gebärmutter im Gegensatz zu früher behalten.

Mediziner betonen: Bei der Geschlechtsumwandlung gehe es nicht um Sexualität, sondern um das Suchen und Finden einer neuen Identität. Menschen kämpfen oft jahrelang, ehe sie diesen Schritt setzen. Der soziale Druck sei hoch und dieses Phänomen nicht auf unsere Zeit zu reduzieren. Laut Ärzten sei nicht jede Geschlechtsumwandlung gleich zu behandeln.

Ein Jahr Hormontherapie

Man müsse berücksichtigen, was dieser Mensch für ein Bild von sich selbst habe. Mit dem Wissen beraten dann die Ärzte jene Menschen, die eine neue Geschlechtsidentität wollen.

Wenn – wie im gegenständlichen Fall – eine Frau zu einem Mann werden will, muss sie zuerst zu einer psychologischen Beratung. Dann erfolgt eine einjährige Hormonkur. Erst dann und nach einem weiteren psychiatrischen Gutachten kann eine Geschlechtsumwandlung beantragt werden, die von der Krankenkasse bezahlt wird. Laut Medizinern lässt sich die Mehrheit jener Frauen, die lieber Männer sein wollen, die Brüste amputieren.

Verhältnis umgekehrt

Waren es übrigens früher mehr Männer, die als Frau leben wollten, hat sich heute das Verhältnis umgekehrt. Zwei Drittel aller Geschlechtsumwandlungen beziehen sich auf Frauen, die Männer werden wollen.

Jene Frauen, die sich zu Männern wandeln, können unter bestimmten Voraussetzungen schwanger werden. Nur ein Teil von ihnen lässt sich ein Penoid (eine Art Penisprothese) operativ gestalten.

Die anderen wollen ihre Vagina erhalten. Natürliche Befruchtung und Geburt sind möglich. Voraussetzung bleibt, dass man die Hormontherapie unterbricht, was eine gewaltige Umstellung bedeutet. Der weibliche Zyklus kann wiederkommen.

Und trotz Geschlechtswandels kann der Mann – wie jener in Graz, der eine Frau war – mit seinem Partner Kinder zeugen. Und diese gebären.