Gestern wurde der Südgürtel feierlich eröffnet, heute fahren die ersten Autos über die etwa zwei Kilometer lange Trasse, die auf drei Viertel ihrer Länge unterirdisch durch einen Tunnel verläuft. Sind die 25.000 Autos, die täglich hier zwischen Puntigam und Liebenau unterwegs sein werden, einmal unter der Erde verschwunden, gehen auch die Arbeiten an den Grünflächen ins Finale, die auf dem Dach der vierspurigen Unterflurtrasse entstehen.

Bäume und Sträucher wurden entlang der Engelsdorfer Straße bereits gepflanzt. Dort, wo das Herzstück der insgesamt mehr als fünf Hektar großen Grünflächen entsteht, im sogenannten Trassenpark, geben gerade Bagger dem Gelände seine endgültige Gestalt. Erste Spielgeräte wird man zur Eröffnung des Südgürtels bereits hier finden, fertiggestellt wird der Trassenpark dann bis zum Herbst.

„Es wird ein Park zum Benutzen, nicht nur zum Anschauen“, stellt Landschaftsplaner Hans-Jörg Raderbauer in Aussicht. Holzdecks zum Lümmeln wird es ebenso geben wie eine große Wiese für Veranstaltungen, Sport und Spiel. Eine Hundewiese und Platz für Urban Gardening, wo Anrainer selbst aktiv werden können, wurden ebenfalls eingeplant (siehe Grafik).

Wilder Charakter in der Stadt

Für das grüne Band, das anschließend an den Trassenpark entlang der Engelsdorfer Straße in Richtung Liebenau verläuft, gilt: „Wiese statt Rasen, das Ganze soll eher wilden Charakter haben“, so Raderbauer. Mit an Bord bei der Erstellung des Konzepts war auch Architekt Günter Reissner. Gemeinsam konnte das interdisziplinäre Team einen von Stadt und Land ausgelobten Wettbewerb gewinnen.

Die Idee, die hinter dem lang gestreckten, grünen Band steht, das sich künftig quer durch den Grazer Süden spannt, geht dabei weit darüber hinaus, Erholungsraum für Anrainer zu schaffen. Von einer „Initialzündung“ für die Entwicklung des Stadtteils Murfeld spricht Robert Wiener, Leiter der Abteilung für Grünraum und Gewässer der Stadt Graz.

Findet man derzeit auf beiden Seiten der grünen Achse noch große, unverbaute Flächen und Einfamilienhäuser, könnten hier in Zukunft Siedlungen für einige Tausend Bewohner entstehen.

Grünraum zuerst, dann Siedlungsentwicklung

Grünflächen und Spielplätze neuer Wohnanlagen sollen dann an die grüne Achse andocken und sie so aufwerten und vergrößern. „Hier wird nicht gebaut und dann die Restfläche behübscht, sondern umgekehrt. Zuerst wird attraktiver Grünraum geschaffen, dann kommt die Siedlungsentwicklung drumherum“, erklärt Wiener.