Bei Diskussionen über Satire und Zensur - durch den Fall Böhmermann brandaktuell - darf der Ausspruch Kurt Tucholskys nicht fehlen: „Satire darf alles.“ „Blödsinn!“, entgegnete Kabarettist Alfred Dorfer dazu am Dienstag in einer öffentlichen Seminar-Einheit des germanistischen Instituts – auch, wenn diese Meinung unpopulär sei. Das randvolle Auditorium in der Uni Graz lauschte gespannt.
„Satire darf natürlich nicht alles“, so Dorfer, der sich in seiner Dissertation mit Zensur beschäftigt hatte. Man mache es sich zu einfach, sich auf die Freiheit der Kunst zu berufen, wenn etwas aus jener Richtung zurückkomme, in die „ich speibe, rülpse und provoziere“. Freiheit ohne Verantwortung sei nicht denkbar. „Mohammed als Hund darzustellen, finde ich scheiße“, so Dorfer.
Der Kabarettist teilte in diesen eineinhalb Stunden in alle Richtung aus: Nach links, nach rechts, gegen die Zeitungslandschaft („erbärmlich“) und Kollegen („Kabarettisten haben nicht die Wahrheit gepachtet“). Auch der ORF, wo Dorfer mit seinem Donnerstalk eine eigene Sendung hatte, wurde thematisiert. Da der Sender die inhaltliche Verantwortung trage, verlange dieser von den Auftretenden die Unterzeichnung des ORF-Gesetzes. So wurden die Bücher zu seiner Show immer vorab von der Rechtsabteilung geprüft. Dorfer: „Die haben dann sehr gelacht und gesagt, das und das geht nicht.“ Dorfer hält das für feig. Und für juristisch-wasserdichte Zensur. Ein Zuspieler zum Missbrauchsskandal sei 2010 gar ohne sein Wissen entfernt worden.
Thomas Kuhelnik