Unglaublich, diese Frische. "Fresh", nennt David Reed, prominenter US-Künstler, die Ausstellung "High Times, Hard Times", die er mit der New Yorker Kritikerin Katy Siegel kuratiert hat, zu Recht. Eine Schau "straight from my heart". Tatsächlich hat die hier gezeigte Kunst absolut nichts Verstaubtes, obwohl sie im Schnitt rund vierzig Jahre alt ist: "New York Painting 1965 - 1975".

Künstler. Viele der vertretenen Künstler "kennt man auch in den USA nicht", sagt Siegel. Deren Werke machen neben jenen von Elizabeth Murray, Lynda Benglis, Carolee Schneemann, Mel Bochner, Richard Tuttle, aber auch von Gast-New Yorkern wie Blinky Palermo, Franz Erhard Walther und Yayoi Kusama besten Eindruck.

Triumphe. "High Times, Hard Times" ist Ausdruck eines virulenten Jahrzehnts, ohne historisch zu wirken. Vergleiche zur populären Musik drängen sich auf. Sie "erfand" exakt in diesem Zeitraum mehr oder weniger alles, was zu erfunden war. Und das in einer nicht verbesserbaren Qualität (weshalb eine Band wie Led Zeppelin vier Jahrzehnte nach ihre Gründung Triumphe jenseits des Nostalgischen feiern kann).

Ein Wunder. "Diese Ausstellung ist ein Wunder", sagt Peter Weibel, Chefkurator der Neuen Galerie. Und auch er hat Recht. Gemeint ist eine Schau mit dem schlichten Titel "Die Fotosammlung der Neuen Galerie Graz". Eine Auswahl aus rund 3000 Exponaten, die man in gut zwei Jahrzehnten fast ohne Budget zusammen tragen konnte. Mäzene und Künstler, bitte, vor den Vorhang!

Sinnvolle Dichte. Die Liste der Namen aus etwa 150 Jahren kann sich sehen lassen. Internationale Giganten (von John Baldessari bis Cindy Sherman) finden sich neben Künstlern regionaler Ausstrahlung, aber nicht geringerem Gewicht (von Max Aufischer bis Eckart Schuster). Nach einem Prolog mit Arbeiten von Christian Philipp Müller und Martha Rosler sind die Exponate von Peter Peer in acht Räumen dicht, aber sorgsam und sinnstiftend zu Themen gefasst. Ein kleiner Katalog ist Vorbote einer umfassenden Sammlungspublikation.

(Wieder)Begegnung. In der Hofgalerie darf man sich über die (Wieder)Begegnung mit einer großen Unterschätzten freuen: mit Vevean Oviette (1902 - 1986). Gudrun Danzers Auswahl aus dem reichhaltigen Legat Oviettes an die Neue Galerie zeigt eine Künstlerin, die ihre Bilder mit formaler Eleganz, einem ausgeprägten Sinn für die Gewichtung von Flächen und Strichen, zwischen Gestalt und Abstraktion komponierte. Eine Künstlerin, die nach langen Aufenthalten in Paris und New York ab 1962 auch in der Heimatstadt Graz mit Arbeiten von großer Weltläufigkeit beeindruckte. Abgerundet wird das Programm mit Installationen von Michael Gumhold, Mladen Miljanovic und Bernhard Leitner (darüber demnächst mehr).