Genau Punkt 12.34 Uhr war es am Dienstag, als eine Ära zu Ende ging: Rektor Otto Kolleritsch, seit 28 Jahren - mit einer kleinen Unterbrechung - Chef der Grazer Kunstuniversität, übergab die Rektorskette sichtlich gerührt an Georg Schulz. Das Theater im Palais an der Kunst-Uni war mehr als nur gefüllt anlässlich der Inauguration des neuen Rektors: Auch der österreichische Rektorenchef Christoph Badelt ließ es sich nicht nehmen, den Doyen der heimischen Rektoren zu verabschieden und den neuen Rektor zu begrüßen.
Große Feier. Es war eine Feier, wie sie einer Kunst-Uni würdig ist: Statt Reden gab es Musik. Die Festgäste - Landeshauptmann Franz Voves, die Landesräte Kurt Flecker (Kunst) und Kristina Edlinger-Ploder (Wissenschaft), Bürgermeister Siegfried Nagl und sein Stellvertreter Walter Ferk sowie die Rektoren der Nachbaruniversitäten - lauschten Werken von Johannes Brahms, Olga Neuwirth und Edward Anthony Pertyka. Praktisch die gesamte Professorenschaft war anwesend, viele mussten in einem zweiten Saal das Geschehen verfolgen.
Vier Prinzipien. Originell war die Idee des neuen Rektors, zusammen mit dem Studentenchef Thomas Uttenthaler ein Duo Akkordeon-Klavier von Poul Rovsing Olsen aufzuführen. Otto Kolleritsch blickte gelassen zurück. Er erinnerte an die vier Prinzipien, die im Haus entwickelt wurden: Praxis und Reflexion, Schwerpunkt Südosteuropa, praxisorientierte Ausbildung und die Verbindung von Tradition und Moderne. "Wir bewohnen mit der Musik nicht eine Nische, sondern die Welt." Sein phasenweise auch eigenwilligiger Rückblick endete mit den Worten: "Ich erlaube mir, auf all das stolz zu sein, und hoffe, dass es das Haus auch ist". Der lange Applaus bestätigte ihn nachdrücklich.
Kooperationen verstärken. Georg Schulz dankte seinem Vorgänger mit "Du nimmst wie ein Vater Abschied", und versprach, die Prinzipien weiter zu leben. Eigene Akzente setzte der 44-jährige Grazer aber auch: So will er noch stärker mit anderen Unis und der Kunstszene zu kooperieren und über den Schwerpunkt Südosteuropa hinausgreifen. Der Akkordeon-Professor, der auch Chemie studiert hat und akademischer Hochschulmanager ist, will auf Zusammenarbeit setzen und das Haus noch stärker der Wissenschaft verpflichten.