Es ist fast ein Sittenbild, was sich derzeit an der Medizinischen Universität Graz im Zusammenhang mit der längst überfälligen Rektors-Wahl abspielt: Wenn sich heute die 18 Herren und eine Dame des Uni-Senates treffen, dann wird vermutlich ein Zustand verlängert, den man nur so beschreiben kann: Die Gremien blockieren sich gegenseitig, zum Wohle der Universität selbstverständlich.

Kein Vorwurf. Keinem dieser Gremien kann man für sich einen Vorwurf machen. Gremien gehören einfach zu Universitäten. Aber in Summe ist diese wichtige Uni, die ja auch für die Patientenversorgung der Steiermark da ist, dadurch blockiert.

Vorgeschichte. Zur Vorgeschichte: Als die Medizin-Uni Anfang März als allerletzte steirische Uni den Rektorsposten neu ausschrieb (Vertragsdauer: Oktober 2007 bis September 2011), schien die Welt noch in Ordnung. Erste Irritationen tauchten auf, als sich nur drei Kandidaten meldeten, darunter nur ein externer.

Uni-Senat. Der Uni-Senat - dort sitzen vornehmlich Professoren der Uni - fabrizierte daraus einen Einervorschlag, den Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger. Der Uni-Rat, der einen Dreiervorschlag erwarten durfte, um daraus den Rektor zu wählen, war erbost. Und ließ eine Neuausschreibung veranlassen.

Der zweite Akt. Der zweite Akt spielt gut zwei Monate später, Mitte September, wenige Tage vor Ablauf der Amtsperiode des Rektorates. Diesmal gibt es - nach erneutem Hearing - immerhin sieben Kandidaten, darunter eine Frau. Die Vertreter des "Frauenarbeitskreises", die dabeisitzen, brechen allerdings keine Lanze für diese Frau, die derzeitige Vizerektorin der Uni Marburg (Deutschland), Babette Simon. Der Senat kürt jedenfalls wieder nur einen Zweiervorschlag - Simon ist nicht dabei.

Handlungsbedarf. Handlungsbedarf für den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen schon tags darauf. In stürmischen Sitzungen - wobei in weiterer Folge die Vorsitzende Siegrid Strasser-Fuchs zurücktritt und aus dem 30-köpfigen Gremium austritt - wird ein Einspruch zwar formuliert, aber nicht offiziell gestellt. Inhalt: Der Senat müsse genauer begründen, dass diese Wahl nicht "diskriminierend" war.

Formulierung. Dem Uni-Rat kommt das ganz zupass. Der Rat moniert, dass der Uni-Senat nur einen Zweier- statt eines Dreiersenates formuliert hat. Dabei hatte derselbe Uni-Rat vor vier Jahren kein Problem damit gehabt, einen Zweiervorschlag zu akzeptieren.