Obwohl die Mauer unvollendet blieb, hat die Aktion wohl ihren Sinn erfüllt: Aufmerksamkeit. Unbekannte hatten in der Nacht auf Mittwoch versucht, den Haupteingang zum Grazer Rathaus zuzumauern. Sie wurden aber vom Holding-Reinigungstrupp gestört und flüchteten. Das Rätsel um das Motiv löste sich dann beim abendlichen Champions League-Spiel in Klagenfurt zwischen Sturm und Girona auf: Es handelte sich um einen Protest der Sturmfans in der Grazer Stadiondebatte.

„In der Stadionfrage reden wir seit Jahren gegen eine Wand“, stand auf einem Banner in der Fankurve. Und groß darüber: „Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Sturms Heimat Graz sein muss“. Im Grazer Rathaus reagiert man ein wenig ratlos auf die Fan-Aktion, denn eigentlich ist die Stadionfrage im Einvernehmen mit Sturm und GAK beantwortet: Es wurde eine Machbarkeitsstudie für einen großen Ausbau in Liebenau beauftragt, Ergebnisse kommen bis Mitte 2025. Die Zwei-Stadion-Lösung ist damit vom Tisch.

Wie die Politik auf die Mauer vor dem Rathaus reagiert

Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) will sich daher gar nicht groß über den Protest äußern. Bekennerschreiben oder Ähnliches liege ihr nicht vor, ihr Büro verweist auf die aktuelle Beschlusslage. „Und das können wir auch nicht beschleunigen“, heißt es. Man will der Aktion aber auch nicht zu viel Augenmerk schenken, „es ist ja am Ende nichts passiert“.

Die Stadt hat die Aufnahmen der Videokameras an die Polizei geschickt. Dort klärt man noch, ob es Sache der Kriminalpolizei wird oder auf der Ebene der Bezirksinspektion bleibt. Denn auch die Polizei muss sich die Frage stellen: Was ist der strafrechtlich relevante Bereich, der weitere Ermittlungen rechtfertigt? Vandalismus ist am wahrscheinlichsten, aber wenn kein Schaden entstanden ist, ist auch das schwierig.

Die unfertige Mauer wurde bereits Mittwochfrüh wieder von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Graz entfernt.