Manchmal sind Leben und Tod nur durch wenige Meter getrennt. Oder durch Gesten. Ein Präsenzdiener etwa, der später tot geborgen wird, hat an diesem trüben Novembertag seinen Zug quasi schon versäumt – ehe laut Erzählungen der Triebwagenfahrer die Garnitur stoppen und den Mann noch einsteigen lässt. Andere Passagiere hingegen erleben zwischen dem Bersten von Glas und den ersten Sirenen ein paar Minuten lang Stille, auch Ungewissheit. „Es war nicht gleich klar, was da soeben passiert ist. Eine Frau in meinem Waggon ist zu mir gekommen und hat gefragt, ob sie jetzt überhaupt aufs WC gehen darf. Das sollte man ja nicht, wenn der Zug steht“, erinnert sich Lydia Lasutschenko. Sie war an Bord jener Garnitur der Graz-Köflacher-Bahn (GKB), welche vor 45 Jahren in eines der schwersten Bahnunglücke verwickelt war. Lasutschenko schildert der Kleinen Zeitung die Ereignisse von damals – sie rede damit „eigentlich erst zum zweiten Mal darüber“.