Alle vier Popstars, die anfangs nur ihrer Stimme lauschen durften, waren gleich von Anfang an ganz Ohr und wollten Jacqueline Haider in ihr Team: Die junge Grazerin trat als Kandidatin bei „The Voice of Germany“ an und begeisterte Mark Forster, Yvonne Catterfeld, Kamrad und Samu Haber mit ihrer Stimme. Für Aufsehen sorgte sie in der TV-Show aber auch mit ihrer Optik, die mit ihrem Glauben zu tun hat: Denn Haider trägt Kopftuch, seit sie vor zwei Jahren zum Islam konvertiert ist.

„Ich wurde christlich erzogen, meine ganze Familie sind Christen“, erzählt sie der Kleinen Zeitung. Sie persönlich habe aber im Christentum keinen Halt gefunden – im Gegensatz zum Islam, nachdem sie sich vor zwei Jahren näher mit dem Koran beschäftigt habe. Anfangs seien es Details wie Beschreibungen der Astronomie gewesen, die sie faszinierten. „Andererseits war es auch dieses Gefühl, dass das meine Religion ist“, erzählt sie: „Ich kann das gar nicht wirklich beschreiben, dieses Gefühl muss man einmal erleben.“

Jacqueline Haider im Videointerview

Ihre Familie unterstützte sie dabei, auch wenn die Oma „anfangs schockiert“ war. Mit ihrem Wunsch, auch einen Hijab zu tragen, habe sie aber lange gehadert. „Das war für mich eine Art innerer Kampf“, sagt sie, diesem Bild hafte in Österreich nach wie vor etwas Negatives an. Auf einer Reise nach Barcelona traute sie sich dann zum ersten Mal, das Kopftuch vor lauter ihr unbekannten Menschen in der Öffentlichkeit zu tragen – „und dann habe es einfach wirklich auf den Weg zurück angelassen, meiner Chefin Bescheid gesagt und ab dem Tag habe ich mein Kopftuch getragen“, erzählt sie.

Der Anblick einer jungen Österreicherin, die ihren anderen, selbst gewählten Glauben selbstbewusst zeigt, polarisierte – auch in den Foren der Kleinen Zeitung fanden sich massenweise negative Kommentare. „Das hat für mich auch mit religiöser Bildung zu tun – viele in Österreich denken beim Islam an Attentate und Terroristen“, reagiert sie gelassen. In solchen Momenten versuche sie einfach sich zu verdeutlichen, dass „diese Person vielleicht keine Ahnung hat, was das für mich bedeutet oder wofür ein Kopftuch eigentlich steht.“ Andererseits findet sie es schade, dass manche ihren Kopf oder ihr Herz nicht öffnen können.

Den Hasskommentaren standen aber auch viele positive Reaktionen gegenüber, auch von vielen Leuten, für die das Kopftuch keine Rolle spiele, „das hätte ich mir gar nicht erwartet“, so Haider. Die Leute, die einem Schlechtes wünschen oder die nicht an dem Tuch vorbeisehen können, sind sowieso nicht Leute, die ich in meinem Leben haben will“, sagt sie selbstbewusst.

Bei „The Voice of Germany“ ist sie am heutigen Donnerstag in den Battles noch ein letztes Mal zu sehen – auf ProSieben läuft die Folge um 20.15 Uhr im Hauptabendprogramm, auf Joyn ist sie bereits vorab zu streamen. Leider geht es für sie nicht weiter – Pech, da sie mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen hatte.

Wie soll es nach der TV-Show für sie weitergehen? Einerseits arbeitet sie daran, sich in Graz einen Traum zu erfüllen und ein Katzencafé zu eröffnen. Mit der Musik will sie auf jeden Fall weitermachen – eigene Aufnahmen produzieren, aber es vielleicht auch nochmals in einer anderen Castingshow probieren: „Bei The Voice Germany darf ich nicht mehr, aber in anderen Ländern wäre es zum Beispiel noch möglich.“