Wer schon länger nicht am Rosenhain war, wird sich wundern, sollte er das Grazer Naherholungsgebiet wieder einmal durchstreifen. Wo Generationen von Grazern an den verfallenen Resten des Jesuitenrefektoriums vorbeispaziert sind, stößt man seit einigen Monaten auf eine Großbaustelle. Uni Graz und GBG bauen vor Ort seit dem letzten Frühjahr das neue Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit. Am Dienstag feierte man mit vielen Gästen die Fertigstellung des Rohbaus und die Dachgleiche.

Zehn Jahre Vorarbeit

Das Bauprojekt war alles, nur kein Schnellschuss, wie Uni-Rektor Peter Riedler dabei in seiner Ansprache in Erinnerung rief. Zehn Jahre wurden Pläne gewälzt und verworfen, bevor im Vorjahr schließlich die Bauarbeiten starten konnten. Die denkmalgeschützten Mauerreste aus dem 17. Jahrhundert, in Mitleidenschaft gezogen durch Bombentreffer, Großbrand und Vandalismus, wurden in den Bau integriert – eine Herausforderung, wie sich mehrfach zeigte. „Wir verstecken nichts“, erklärte Architektin Jasmin Leb-Idris bei einem ersten Gang durch das Gebäude das Prinzip, dem man gefolgt ist. Das neue Betonskelett im Inneren des Hauses wird ebenso sichtbar sein wie historische Gesimsereste und Ziegel.

(K)ein Autoparkplatz

Wenn das Gebäude im Sommer 2025 bezogen wird, stehen dort 1300 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Die Form des Schopfwalmdachs, das nach historischem Vorbild gebaut wird, ist schon erkennbar. Zwei Bürogeschoße mit Aussicht in die Baukronen finden dort Platz. Wie angekündigt, setzt man auf ein innovatives Energiekonzept. Während der Bauphase konnten die Eingriffe im umliegenden Wald überraschend gering gehalten werden. Das bleibt auch so. Erreichbar ist das Uni-Institut zu Fuß und per Fahrrad, ein barrierefreier Auto-Parkplatz wird errichtet. Positiver „Nebeneffekt“ der Arbeiten: Die Hangwässer werden gesammelt und in die Teiche am Rosenhain eingeleitet. Deren Speisung mit Wasser sollte damit wieder gesichert sein.

Baurechtsvertrag

Möglich wurde das Projekt durch einen Baurechtsvertrag, wie Riedler betont. Die Stadt überlässt der Uni das Grundstück für 70 Jahre. Die Uni stemmt die 13 Millionen Euro für den Bau, mit dem auch das Jesuitenrefektorium vor dem endgültigen Verfall gerettet wird. „Obwohl die Baukosten in Folge der Inflation gestiegen sind, ist das für uns auf die Jahre gerechnet günstiger, als die entsprechenden Flächen zu mieten“, unterstreicht Riedler.