Männlich, weiblich, aber auch: divers, inter, offen und keine Angabe: Zwischen diesen Geschlechter-Kategorien können Eltern bei der Anmeldung ihrer Kinder für Grazer Kindergärten wählen. Was bereits seit dem Jahr 2022 gilt und aufgrund gesetzlicher Vorgaben vorgeschrieben ist, sorge für Aufregung unter Grazer Eltern, berichtet nun die „Kronen Zeitung“.

Die Aufregung teilt auch der Grazer Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP). „Ich halte von der Möglichkeit, bei der Kindergartenanmeldung für sein Kind aus sechs Geschlechtern auswählen zu können, gar nichts“, schreibt er. Und: „Diese Regelung gehört korrigiert.“

Gender-Debatte rund um Anmeldung in Grazer Kindergärten

Screenshot vom Anmeldeformular der Stadt Graz
Screenshot vom Anmeldeformular der Stadt Graz © kk

Dass das Thema gerade jetzt auftaucht, riecht stark nach Wahlkampf. Die Gender-Debatte polarisiert regelmäßig, das reicht vom Gender-Sternchen in der Schrift bis hin zu Dragqueen-Lesungen vor Kindern. Während linke Parteien in der Regel dafür sind, dass sich möglichst alle Personengruppen in Wort und Schrift abgeholt und mit gemeint fühlen, pochen konservative und rechte Parteien auf die bislang traditionellen Schreib- und Sprechweisen. Fachleute sehen einen regelrechten Kulturkampf, der in dieser Frage zwischen Links und Rechts ausgetragen wird.

Zurück nach Graz und den Kindergärten. Dort ist es eigentlich kein Kulturkampf, sondern ein Erlass der Magistratsdirektion aus dem Jahr 2022, in allen (!) städtischen Formularen diese sechs Auswahlmöglichkeiten anzubieten. Dieser Erlass fußt wiederum auf einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes aus 2018, mit dem das Personenstandsregister novelliert wurde: „Intersexuelle Personen haben das Recht auf adäquate Bezeichnung im Personenstandsregister.“

Gender-Posse auch im Nationalrat kurz vor der Wahl

Neben der ÖVP stellt sich nun auch die FPÖ gegen die aktuelle Regelung, allerdings mit schärferen Worten: „Die Geschlechterdebatte in Grazer Kinderbetreuungseinrichtungen ist an Absurdität nicht zu überbieten“, sagt Landtagsabgeordneter Stefan Hermann, der es als „einen kompletten Irrsinn“ sieht, damit „auch schon die Jüngsten zu konfrontieren“.

Kurz vor der Nationalratswahl kochte ebenfalls eine Geschlechter-Debatte hoch: Im Rahmen einer Dienstrechtsnovelle, die von ÖVP und Grünen beschlossen wurde, sah die FPÖ „die Abschaffung der Geschlechter“ endgültig umgesetzt. Die ÖVP distanzierte sich kurz nach dem Beschluss vom eigenen Abstimmungsverhalten, man werde das nach der Wahl „korrigieren“.