Er ist immer lässig gekleidet, steht in entspannter Pose da, gern mit einer Hand in der Hosentasche und ist nie ohne eine coole Brille zu sehen: Gestatten, Baron Filou. Der sympathische Bär taucht immer öfter auf T-Shirts, Sweatern oder Kapperln auf – und das europaweit. Die wenigsten wissen, dass der Baron seinen Sitz in Graz hat: In einer zum Büro umgebauten (und mit mehr als 200 Bären in allen Formen gefüllten) Altbauwohnung in der Nähe des LKH laufen die Fäden für die vielfältigen Unternehmungen von Baron Filou zusammen.
Der Bär kommt mittlerweile ziemlich weit herum: „Wir liegen in mittlerweile rund 400 Shops auf, unser stärkster Markt ist Holland, dann folgen Belgien, Österreich und Italien“, sagt Georg Schrimpf, der die Lifestyle-Marke mit Thomas Müller gegründet hat – das war 2018 in einer WG in Graz. Beide hatten eigentlich mit Mode nichts am Hut, dafür aber die Vision vor Augen, irgendwann ihre eigenen Chefs zu werden. „Wir wollten etwas Neues machen und haben länger an Ideen getüftelt“, erinnern sich die beiden. Nach längerem Herumspinnen sollte es eine Marke mit einem coolen Tier werden, auch ein Eichhörnchen war in der engeren Auswahl. Schließlich fiel die Wahl dann auf den Bären. „Und die erste Zeichnung haben wir dann 1:1 genommen“, erzählen die beiden. Wer hinter den Designs steckt, soll ein Geheimnis bleiben – „es wird aber jede Figur handgezeichnet“, betonen die Gründer.
Baron Filou war geboren – „für den Namen wollten wir etwas Erhabenes und etwas Freches kombinieren, Filou ist ein Spitzbub und das Wort Baron ist in ganz vielen Sprachen dasselbe“, sagt Schrimpf. Einen Traumstart legte die neue Marke aber nicht unbedingt hin. „Wir haben uns nur auf das Produkt konzentriert und das Marketing zuerst total vernachlässigt, davon hatten wir keine Ahnung“, sagt Müller rückblickend selbstkritisch. Die Erkenntnis der ersten Monate: Der Markt hatte nicht unbedingt auf die Marke gewartet. Die beiden klapperten Messen und Händler ab und waren schon kurz davor, aufzugeben. Der Erfolg kam mit den richtigen Partnern – ein junges Logistikunternehmen gab die richtigen Anstöße. „Und wir sind dann gemeinsam gewachsen“, sagt Schrimpf.
Ähnliches gilt für das Familienunternehmen in Portugal, das die Mode herstellt, für die man übrigens ausschließlich Bio-Baumwolle verwendet. „Mit ihnen hat sich schon eine langjährige Freundschaft entwickelt“, erzählt Schrimpf: „Die Modebranche ist einfach eine coole Branche, was Menschen angeht.“ Dabei sei man sehr penibel, was Drucke und Farben angehe. In Portugal lässt man alles produzieren, was dort möglich ist, nachdem die Kollektion aber immer größer wird und auch Schlüsselanhänger, Tassen, iPhone-Hüllen und vieles mehr umfasst, kommt man um China nicht herum. „Da findet man sonst kaum jemanden.“
Der Bär erfindet sich ständig neu. 135 Filous gibt es mittlerweile, alle mit römischen Ziffern und einem Namen versehen, und weil es der Modehandel so verlangt, erschafft man jährlich eine Sommer- und eine Winterkollektion. Für Kastner & Öhler produzierte man T-Shirts für die Jubiläumskollektion. Auch eigene Firmen-Filous gehören zum Geschäft – die gibt es mittlerweile etwa für die Stahlbaufirma Jaritz, den SC Altach, das Sport- und Modehaus Strolz in Lech sowie den „Steirer“, „Alpoke“, „Standl 5“ und „Süßer Steirer“ in Graz. Mit dem Wachsen der Marke blieben allerdings auch Nachahmer nicht aus, die Kopien des Bären dreist auf ihre eigenen T-Shirts drucken: „Da haben wir keine Chance, dagegen vorzugehen“, zuckt Schrimpf mit den Achseln und zeigt eine Instagram-Seite aus dem Iran. Ärgerlich sei es natürlich trotzdem, auch, weil solche Kopien natürlich in viel schlechterer Qualität produziert würden.
Die aktuell schwierigen Zeiten im Modehandel gehen auch an Baron Filou nicht spurlos vorüber. „Wir bemühen uns jetzt, wieder stärker selbst auf Messen vertreten zu sein, um dem entgegenzuwirken“, sagt Schrimpf. Weiterhin ist man aber stark auf Wachstum ausgelegt. Eine eigene Kindermarke steht bereits (Kids by Honeygang). Das umfassende Produktportfolio wird bald ein Parfüm ergänzen. Auch den asiatischen und den US-Markt will der Bär erobern, in Saudi-Arabien steht man der einzige Franchisenehmer bislang davor, einen eigenen Shop samt Kaffeehaus zu eröffnen. Das wäre das erste eigene Geschäft weltweit, noch vor der eigenen Heimatstadt: „In Graz wären wir natürlich auch gerne präsent, da fehlt uns nur noch der geeignete Partner für ein Café“, grinsen die beiden. Dann wäre endlich auch allen klar, wo der Baron eigentlich seinen Hauptwohnsitz hat.