Die Sperrstunde hat nichts mit Langeweile zu tun und schon gar nicht mit einem tristen Arbeitsklima. Auch am vorletzten Tag sind die roten Ledersessel beim Schiller Friseur ständig besetzt, außerdem rennt der Schmäh: Als ein Stammgast steil nach oben zum Autor dieser Zeilen blickt und fragt, ob dieser zwei Meter groß sei, meint der Chef des Ladens im Scherz: „Der Richard war nämlich auch einmal so groß, ist aber a Zeit lang her.“ Am heutigen Samstag wird es dennoch ernst: Herbert Rathkolb sperrt sein Friseurgeschäft in der Schillerstraße zu. Für immer, nach 47 Jahren. Nachfolger? Fehlanzeige. Genauso wie eine Aushilfe, „ich hab zweieinhalb Jahre lang vergeblich gesucht“. In Kombination mit dem Umstand, dass der Hausbesitzer die Fläche gern zurückhaben möchte, hat sich Rathkolb eben für den Abschied entschieden. Ja, das mache ihn schon ein wenig wehmütig. Aber bis dahin rennt der Schmäh.