Während im neuen Stadtteil Graz-Reininghaus die Hochhäuser in den Himmel wachsen, schlummert im Untergrund ein dunkles Geheimnis. Unter den Kellern der Brauerei Reininghaus wurde ab Ende 1944 eine geheime Rüstungsfabrik installiert. Die sogenannten Gambrinus-Werke – ein Ableger von Steyr-Daimler-Puch – waren der größte zivil ausgelagerte Rüstungsbetrieb, der unter Tage in der „Ostmark“ betrieben wurde. Hier wurden Motoren für die Jagdflugzeuge vom Typ Messerschmitt BF 109 und BF 110 sowie zum Teil Panzergetriebe produziert. Ein gewaltiges Unternehmen, das bis vor Kurzem nahezu geheim geblieben war. Wie die seit 2017 andauernde wissenschaftliche Untersuchung des Areals zeigte, waren hier 1600 Zwangsarbeiter im Einsatz, die aus dem Lager Liebenau und dem Lager Steinfeld „rekrutiert“ wurden. Die Kleine Zeitung berichtete 2020 über die Forschungsarbeiten.
Bis dato gibt es aber keine Gedenkstätte für dieses Rüstungswerk. KPÖ-Gemeinderat Kurt Luttenberger will im kommenden Gemeinderat mit einer Frage an Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) seine Forderung für einen solchen Ort erneuern: „Es ist höchst an der Zeit, dass dies zum Anlass genommen wird, an die Schrecken der Nazis in diesem Zeitabschnitt zu erinnern“, so Luttenberger. Dies könne etwa in Form eines Gedenkraums, einer Gedenkecke, eines Gedenksteins oder zumindest einer Gedenktafel passieren und müsse auch zeithistorisch begleitet werden.
Was die Tennenmälzerei angeht, so könnte es Unklarheiten zur Zuständigkeit geben: Das aktuelle Projekt zur Revitalisierung und Zwischennutzung liegt über das Stadtplanungsamt bei Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), für die Immobilien ist wieder Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ) zuständig, Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) kümmert sich mit dem Kulturamt lediglich um die Bespielung der Tennenmälzerei.