An der Uni Innsbruck gab es bereits vor den Sommerferien Wirbel: Dort hat sich die Mensen-Betriebsgesellschaft aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen und bekanntgegeben, die Mensa in Innsbruck nicht mehr weiterzubetreiben. In Graz werde es aber weitergehen, hieß es auf Kleine-Zeitung-Anfrage.
Dabei ist es aber nicht geblieben: Wie die Karl-Franzens-Universität bestätigt, wird die Mensa Graz am Sonnenfelsplatz ebenfalls geschlossen. Die Österreichische Mensen-Betriebsgesellschaft m.b.H. (ÖMBG), die zu 100 Prozent im Besitz des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung steht, ist für den Betrieb der Mensa verantwortlich.
Österreichweit sind Rektoren alarmiert
Der Rektor der Grazer Universität, Peter Riedler, empfindet es als Foul, dass er erst gestern davon informiert wurde, dass die Mensa am Sonnenfelsplatz bereits mit Semesterbeginn am 1. Oktober geschlossen werden wird. „Wir haben gewusst, dass die Mensen wirtschaftliche Schwierigkeiten haben, sind aber davon ausgegangen, dass sie bis Juni 2025 ihren Mietvertrag mit dem Studentenheim einhalten.“ Gerade eben habe man den ReSoWi-Standort neu vergeben (an das Cafe Erde). Jedenfalls werde man sich um ein Gespräch mit der Geschäftsführung bemühen, außerdem ist das Thema nächste Woche Gegenstand der österreichischen Universitätenkonferenz. „Offenbar hat sich mit der Corona-Zeit auch das Verhalten der Studierenden geändert“, sagt Riedler. Deshalb hätten auch andere Standorte Probleme. Man wolle sich jedenfalls einbringen, das Haus allerdings gehört der Studentenstiftung „Home for Students“. „Wir wollen ja, dass die Studenten sich am Campus wohlfühlen, und da gehört eben das Essen auch dazu“. Gerade der Sonnenfelsplatz sei auch symbolisch stark aufgeladen.
Die Mensen-Gesellschaft schließt in Graz aber auch noch einen weiteren Standort in der Sandgasse am Gelände der Technischen Universität mit Ende November, das Cafe Mercato. Allerdings gibt es dort relativ nahe eine weitere Mensa (TU Graz Mensa & M-Cafe Inffeldgasse) und zudem in der Stadt das TU Rooftop.
Offenbar ist die Mensen-Gesellschaft, die im Eigentum des Bundes ist und zum Bildungsministerium gehört, seit längerem in wirtschaftlicher Schieflage. Das Ministerium meldete sich schriftlich und erklärte sich für die „operative Arbeit“ nicht zuständig. „Schließungen und Eröffnungen von Standorten gemäß Gesellschaftsvertrag erfolgen durch die Geschäftsführung nach Genehmigung durch den Aufsichtsrat erfolgen.“ Aufgrund vion EU-Regeln sei es nicht gestattet, der Mensen-Gesellschaft Subventionen zu geben. „Eine Entscheidung über die Schließung eines Standortes aus wirtschaftlichen Gründen obliegt daher allein der Gesellschaft und ist keine strategische Entscheidung des Eigentümers“, heißt es lakonisch.
„Schließung war unumgänglich“
Mensen-Geschäftsführer Andreas Kabela bestätigte die triste Situation gestern schriftlich: „Leider war eine Schließung der Mensa Graz unumgänglich. Der Standort ist seit Jahren nicht mehr wirtschaftlich rentabel und die Kosten können seit längerem nicht mehr gedeckt werden. Da die Prognose für das laufende Geschäftsjahr noch weitere Umsatzrückgange erwarten lässt, wurde von der Geschäftsführung beschlossen, diesen Standort aus ökonomische Gründen zu schließen. Natürlich sind wir bereits mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei, individuell Lösungen zu finden.“
Die Hochschülerschaft an der Universität Graz kritisiert die Schließung. „Die Entscheidung der Mensen GmbH, diesen Standort – den einzigen an der zweitgrößten Universität des Landes – so kurz vor Beginn des Studienjahres zu schließen, ist für uns als Vertretung der Studierenden unverständlich und enttäuschend. Gerade in einer Zeit, in der die Lebenshaltungskosten aufgrund der Inflation massiv steigen und Studierende durch immer mehr Anwesenheitspflicht mehr Zeit am Campus verbringen, wäre ein leistbares und gesundes Verpflegungsangebot von zentraler Bedeutung. Vorsitzende Maja Höggerl findet es „besonders schade, dass vor dieser Entscheidung der Mensen GmbH nicht zuerst das Gespräch mit uns und der Universität gesucht wurde. Gemeinsam hätte man sicher noch andere Lösungen finden können.“
Politik schlägt Alarm
Die Grazer Neos schlagen Alarm. „Verlässliche und kostengünstige Verpflegung an der KF-Uni muss gesichert bleiben“, sagt Gemeinderat Philipp Pointner. Der Wegfall der Mensa bedeute für viele Studierende eine Verschlechterung ihrer Situation, besonders in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten. „Eine funktionierende Mensa ist mehr als nur ein Ort zum Essen – sie ist ein wichtiger Ankerpunkt im stressigen Unialltag“, erklärt Pointner weiter. „Es muss jetzt dringend eine Lösung her, die sicherstellt, dass Studierende weiterhin Zugang zu erschwinglichem und gutem Essen haben.“
Der Geidorfer Bezirksvorsteher Hanno Wisiak (KPÖ) spricht von einem „Schlag ins Gesicht für viele Studierende“. „Über 80 Prozent der Studierenden müssen arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren. Sie wurden von in den letzten Jahren drastisch gestiegenen Mieten und der Teuerung insgesamt hart getroffen. Umso wichtiger ist eine Einrichtung wie die Mensa, die gutes und leistbares Essen anbietet“, so Wisiak, der selbst viele Jahre als Studierendenvertreter aktiv war.
Mehrere Neueröffnungen am Campus
Am Campus der Karl-Franzens-Universität gibt es zugleich mehrere Neueröffnungen, allerdings privater Natur: Das Milchstandl wurde von The Underground Kitchen übernommen und als Uni Bites vor dem Resowi-Zentrum betrieben, das Café im Resowi-Zentrum übernimmt das vegane Café Erde als „KF Erde“ ab 1. Oktober. In der Zinzendorfgasse wird in Kürze Sorger einen neuen Standort eröffnen, man hat die Räumlichkeiten von Hubert Auer übernommen.