Die Landjugend ist nur für Jugendliche, die am Bauernhof zu Hause sind? Mitnichten. Mittlerweile haben 40 Prozent der Landjugend-Mitglieder gar keinen bäuerlichen Hintergrund mehr. „Unser Aufgabenfeld ist heute breit gestreut. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, wie cool das Leben in Österreich ist und was man daraus machen kann“, sagt Lukas Kohl, der aktuelle Obmann der steirischen Landjugend, die heuer bereits das 75-Jahr-Jubiläum feiert. Doch von vorne. Im Jahr 1949, genauer gesagt am 13. November, wurde die steirische Landjugend von Karl Schwer gegründet. An den Gründer erinnert heute noch ein gleichnamiger Fond, der für Landjugend-Mitglieder in Not eingerichtet wurde. „Damals war die Intention nach dem Krieg, die Sicherstellung der Nahrung und guter Lebensmittelqualität. Zur Schulung der Jugendlichen darin, wurde die Landjugend gegründet“, erzählt Kohl.
Über die Jahre hat sich das Aufgabengebiet der Landjugend stark verändert. Aus- und Weiterbildungen sind nach wie vor integraler Bestandteil, doch die Themenfelder reichen mittlerweile von Umweltschutz, Handwerkstätigkeiten bis hin zu Rhetorik- und Organisationsseminaren. Auch Wettbewerbe, beispielsweise im Sensenmähen, Pflügen oder der Jagd gibt es. Zudem ist man wichtiger Motor für die Dorfgemeinschaft, vor allem am Land. „Wir pflegen Brauchtümer, veranstalten Feste und pflegen das Miteinander“, erzählt die Landesleiterin Anna Griesbacher. Dabei setzt man auch auf Integration. Kohl erzählt von einem syrischen Flüchtling, der so begeistert von der Landjugend war, dass er in Ilz nicht nur Mitglied, sondern später auch Teil des Vorstandes wurde. „Egal welche Hautfarbe, Kultur oder Religion - bei uns in der Landjugend sind alle willkommen“, sagt der Landesobmann. Aktuell kann die steirische Landjugend ein Allzeithoch von 18.000 Mitgliedern in 212 Ortsgruppen verzeichnen. Davon 55 Prozent Burschen, 45 Prozent Damen. Österreichweit darf man sogar 100.000 Mitglieder zählen und ist damit die größte Jugendorganisation im ländlichen Raum. Daher wird das 70-Jahr-Jubiläum am Wiener Heldenplatz dieses Wochenende entsprechend zelebriert.
Außer in Tirol und Vorarlberg sind die Landjugend und die Jungbauern keine gemeinsame Vereinigung. Während die Jungbauernschaft eine Organisation des ÖVP-Bauernbundes ist, habe die Landjugend mit Parteipolitik nichts am Hut. „Wir werden zwar von der Landwirtschaftskammer unterstützt, doch sind abgekapselt vom politischen System“, sagt Kohl. Gesellschaftliche Statements setzt man jedoch sehr wohl. So gibt es beispielsweise seit Anbeginn eine männliche und weibliche Doppelspitze. „Insgesamt ist die Landjugend eine großartige Schule für das spätere Leben“, sagt die Landesleiterin, die selbst nicht vom Bauernhof kommt und Architektur in Graz studiert.