Es „wurlt“ schon ein wenig mehr im Vergleich zum letzten Besuch Anfang Juli, als man der Kleinen Zeitung einen ersten Zutritt in das mit Spannung erwartete Areal gewährte. Nun stehen nicht nur hellblaue Spinde in den Garderoben und bunte Sessel in der Kantine schon bereit, mit einem international besetzten Kreis an Managern bereiten sich an diesem Tag Ende August auch schon etliche Mitarbeiter auf den Start vor. Um „Geschichte zu schreiben“, wie man unisono wenig schüchtern betont. Mitte September ist es jedenfalls so weit: Das Verteilzentrum von „Amazon“ geht in Premstätten in Betrieb.
Waren auf 11.0000 Quadratmetern
Hier im Süden von Graz, in der Nähe des Flughafens und gleich bei der A 9-Abfahrt Kalsdorf ums Eck, hat ja der Versandriese aus den USA das erste Verteilzentrum in der Steiermark errichtet. Auf 11.000 Quadratmetern werden künftig bestellte Bücher, DVDs oder auch Schuhe angeliefert, um sie zu sortieren und anschließend so rasch wie möglich auf die Reise zu den Kunden zu schicken. Im Großraum Steiermark. Wie viele Pakete es täglich sein werden? „Eine mittlere fünfstellige Zahl“, so Amazon-Sprecher Steffen Adler. „Genaueres können wir erst nach ein paar Wochen sagen, auch wir müssen das Verteilgebiet praktisch erst kennenlernen.“ Noch vor dem eigentlichen Startschuss werden jedenfalls von ihr aus zu Testzwecken echte Pakete an echte Kunden zugestellt.
So läuft der tägliche Betrieb
Gemeinsam mit der gebürtigen Grazerin Sandra Schänzer, die als Standortleiterin das Zentrum führen wird, skizziert Adler auch den täglichen Ablauf ab Mitte September:
Lkw: Gegen zwei Uhr in der Nacht wird der erste von insgesamt zehn Lkw in Premstätten anrollen. Damit beginnt um diese Uhrzeit auch die erste Schicht der im Endausbau rund 130 Mitarbeiter, die insgesamt in vier Schichten mehr oder weniger einen 24-Stunden-Betrieb bewerkstelligen. Sie übernehmen die angelieferten Pakete und bereiten sie je nach Zielort in bunten Taschen für die Auslieferung zu den Kunden vor.
Zusteller: Das übernehmen private Zustellfirmen, täglich werden sie rund 200 Touren fahren. Auf die Frage, wie man es bewerkstelligt, dass die Fahrer dieser Zustellfirmen unter adäquaten Bedingungen arbeiten können, nennt Amazon-Sprecher Adler „gleich drei Ebenen: Zum einen arbeiten wir hier nicht mit Ein-Mann-Unternehmen zusammen, sondern mit Firmen mit rund 30 Mitarbeitern. Diese erhalten von uns nicht nur entsprechende Verträge, wir werden deren Einhaltung auch laufend überprüfen. Und schließlich werden stets die sichersten Wege für die Zustelltouren festgelegt.“ Auf „eigene“ Schlagzeilen und kritische Stimmen von Gewerkschaften wegen der Arbeitsbedingungen, hatte Adler schon im Juli zur Kleinen Zeitung gemeint: „Transparenz ist uns ganz wichtig. Daher werden wir auch hier in Premstätten bewusst das machen, was wir schon an anderen Standorten praktiziert haben: Journalisten wie interessierte Kunden einladen, hinter die Kulissen zu schauen und mit unseren Mitarbeitern zu sprechen.“
Lärm: Wie vorab mit der Gemeinde Premstätten vereinbart, werden überregionale Zustelltouren nicht zwischen Privathäusern und Gärten erfolgen – sondern über die Autobahn. Und zwar langfristig mithilfe elektrischer Vans, die erforderliche Infrastruktur ist bereits installiert.