Sie sollen eigentlich für Sicherheit sorgen, stattdessen ist es Unmut. Insgesamt sieben Trennwände aus Glas sind Teil eines 2,5 Millionen schweren Sicherheitskonzepts, das in dieser Bundesligasaison – vor allem in Hinblick auf die anstehenden Derby-Spiele zwischen SK Sturm Graz und GAK – umgesetzt wird. Jene beim Auswärtssektor wurden schon Ende Juli montiert, beim Bundesliga-Heimspiel von Sturm (gegen Altach) stand nun erstmals auch jene Trennwand zwischen den Sektoren 21 und 22, die bei GAK-Spielen den GAK-Fansektor vom allgemeinen Sektor abschirmen soll.
Dass die Wände aber nicht nur aus Glas bestehen, sondern auch mit massiven Metallpfeilern befestigt sind, regt die Fans auf – denn die Sicht von ihren Plätzen, für die sie größtenteils teure Abos bestellt haben, ist nun deutlich eingeschränkt. „Wer hätte es nur ahnen können, dass die Absperrungen auch die Sicht extrem beeinflussen?“, schreibt ein Fan in einem Fußball-Forum. Und weiter: „Ganz zu schweigen von der Atmosphäre wie in der Karlau.“ Auf eine angebliche „Gefängnis-Atmosphäre“ durch die Trennwände bezog sich auch ein Teil der Fan-Choreografie in der Nordkurve: „Stadion neu in Liebenau? Ausschauen tut's wie in der Karlau“ war auf einem Spruchband zu lesen. Der gesamte 22er-Sektor sei am Boden zerstört gewesen, viele Fans hatten sich umgesetzt – was aber bei ausverkauften Spielen dann keine Option sei. Update: Inzwischen haben die Vereine reagiert.
Hätte es keine andere Möglichkeiten gegeben, die Sektoren voneinander abzugrenzen? Nicht unter diesen Umständen, sagt Stadionmanager Gerald Pototschnig: Die Wände seien eben Teil des Sicherheitskonzepts, das man in Hinblick auf Risikospiele wie die Derbys umsetzen musste. Es habe von Seiten der Vereine und Fans den eindeutigen Wunsch nach einer Drei-Sektoren-Lösung gegeben, also eigene Fansektoren für Sturm-, GAK- und Auswärtsfans – eine gemeinsame Nutzung der Nordtribüne durch GAK- und Sturm-Fans war nicht infrage gekommen. Daher entschied man sich in der Merkur Arena für Glas-Trennwände. „Das ist die bessere und auch weitaus teurere Lösung im Vergleich zu Gittern, die auch infrage gekommen wären“, sagt Pototschnig. Zu den Anforderungen an die Trennwände – allesamt Spezialanfertigungen für die Merkur Arena – habe gehört, dass diese druckresistent und nicht übersteigbar sein mussten. Auch große, schwere Gegenstände darf man nicht über die Wände werfen können. Insgesamt sieben Stück werden errichtet, die beiden fehlenden folgen noch diese Woche als Abgrenzung der Nordkurve zu den umgebenden Sektoren 8 und 14. Die Wände sind übrigens mit einer Folie überzogen – um Sticker rasch wieder loswerden zu können.
Die Positionen der neuen Trennwände in der Grafik:
Beschwerden wegen Sichteinschränkungen seien direkt beim Stadionmanagement keine eingegangen. Der Ball liege hier nun aber bei den Vereinen. Das Beste wären natürlich gar keine Abtrennungen, betont der Stadionmanager: „Errichtet haben wir die Wände jedenfalls nicht aus Jux und Tollerei“, verweist er auf die jüngsten schweren Ausschreitungen. Beim letzten Derby hatten sich schockierende Szenen und Prügeleien mit schwerwiegenden Folgen abgespielt, unter anderem waren „Fans“ über die Absperrgitter geklettert. Beim nächsten Bundesliga-Derby Sturm gegen GAK am 19. Oktober soll das nicht mehr passieren können.
Das Sicherheitspaket, das gerade umgesetzt wird, ist das größte seit der Stadioneröffnung 1997 und umfasst unter anderem auch einen zusätzlichen Zugang für Sicherheitskräfte zu den Sektoren 25 und 26, einen Fluchtweg für das Kantinenpersonal im Gästesektor oder – ab Winter 2024/25 – zusätzliche fix montierte Abfallbehälter und zusätzliche Drehportalkreuze.
Um den GAK-Fansektor jenem der Sturm-Nordkurve gleichzustellen, wird auf Wunsch der Fans auch hier ein Vorsängerpodest installiert. Die Umstellung von fixen Sitz- auf modulare Sitz-/Stehplätze werde aufgrund der Produktionszeiten ebenfalls in der Winterpause umgesetzt.