Von den Plätzen und Innenhöfen des Grazer Stadtzentrums bis in die abgelegensten Regionen: Er hat das Kino unter die Leute gebracht. 1993, im Nachhall des Kinosterbens in Österreich in den Achtzigern, rief Oliver Binder-Krieglstein die Steirische Filmaktion ins Leben, später besser bekannt als „Wanderkino“. Viele tausende Male warf der studierte Jurist, der schon als Ferialpraktikant Feuer fürs Kino und seine Technik gefangen hatte, seinen Projektor an. Er zeigte Stummfilme mit Live-Pianobegleitung genauso wie aktuelle Blockbuster, wickelte österreichweite Kinotouren mit mehreren tausend Besuchern ab wie Österreichpremieren mit Stargästen von Heinrich Harrer bis Patrick Swayze. Auch die steirischen Schulen wurden von der Filmaktion viele Jahre lang mit Kinoerlebnissen versorgt. In Graz zeichnete er unter anderem für die Open-Air-Kinos am Franziskanerplatz, im Paradeishof und zuletzt im Lesliehof verantwortlich.
Neben dem Wanderkino betrieb Binder-Krieglstein mit seiner Frau Gabriele Edler-Binder-Krieglstein die mobile Suppenküche „Hot Pot“, im Winter war der liebevoll gestaltete Adventstand der beiden, den Gabriele weiterführen wird, ein Fixpunkt in der Weihnachtszeit.
Für seine Familie war Binder-Krieglstein ein leidenschaftlicher Familienmensch, Weltreisender und Kinoenthusiast, der es auch vermochte, die Jugend zu begeistern. Für seine Geschwister sei er stets ein Vorbild gewesen. Auch der heimischen Musikszene hatte er immer wieder eine Bühne geboten, etwa zuletzt im Lesliehof.
Oliver Binder-Krieglstein hinterlässt seine Frau, zwei Töchter, zwei Stieftöchter und drei Enkelkinder.
Die Filmvorstellungen im Lesliehof laufen bis Ende August wie geplant weiter, wie es mit dem Wanderkino nach seinem Tod weitergeht, ist noch ungewiss.