Glasfaser und Graz? Das passt mittlerweile ganz gut zusammen, gilt die steirische Landeshauptstadt doch als gut versorgt mit den Leitungen, die besonders schnelles Internet versprechen.
Auf Grazer Privatkundenseite gibt es zurzeit de facto ein Duopol, das aus Magenta und A1 besteht. Magenta etwa bietet zurzeit für „120.000 Grazer Haushalte“ Festnetz-Internet an, wie es vom Unternehmen heißt. Das Netz selbst besteht mittlerweile zu 90 Prozent aus echten Glasfaserleitungen und zu zehn Prozent aus Koaxial-, also Kupferkabeln.
Diese, eigentlich für die Übertragung von TV-Signalen konzipiert, werden mit spezieller Software „Gigabit“-fähig gemacht. Sprich: Auch über diese Kabel können Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde angeboten werden. Wenngleich Kritikerinnen und Kritiker der Technologie gerne monieren, dass sie perspektivisch an ihre Grenzen stoßen werden – als höchster Standard gilt Glasfaser bis in die Wohnung („Fiber to the home“, FTTH), da hier im Gegensatz zu Kupferkabel, XDSL (Telefonleitung) oder Mobilfunk die „Zellen“ nicht geteilt werden und so jedem die volle Bandbreite zur Verfügung steht.
Offizielle Zahlen gibt es nicht, das „zweitgrößte Netz“ der Landeshauptstadt „nach der A1“, meint aber „mit rund 1000 Kilometern und 2000 Liegenschaften“ die Citycom, eine Tochterfirma der Holding Graz, zu betreiben. Nicht aber für Privatkunden: Versorgt werden alle Bereiche des Hauses Graz und Business-Kunden. Weil der Ausbau in der Stadt besonders kostspielig ist, nutzt man alle Baumaßnahmen von Linienausbau bis Fernwärmeprojekten, um das Netz weiter zu verbessern und auszubauen.
Während der Grazer Versorgungsgrad von 92,25 Prozent laut Steirischer Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft (sbidi) einem Prozentsatz von 72,09 Prozent in Graz-Umgebung gegenübersteht, ist dennoch auch im prinzipiell gut mit schnellem Festnetz-Internet versorgten Graz nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem bei den Upload-Raten, also den Hochlade-Geschwindigkeiten, gibt es in einigen Regionen Aufholbedarf. Darunter Gebiete in Waltendorf, St. Leonhard, Puntigam oder Eggenberg. Für die Anbieter wiederum rechnen sich die weniger dicht besiedelten Gebiete dann noch schwieriger. Der Ausbau stockte hier auch deswegen, weil Graz grundsätzlich nicht als förderwürdiges Gebiet gilt. Projekte werden nun aber in Waltendorf (4800 Haushalte über öGIG, Österr. Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft), Ries (öGIG), Stiftingtal (Breitband GmbH der Energie Steiermark) verwirklicht.
Noch einmal anders sieht es diesbezüglich in Graz-Umgebung aus. Dort, im förderungswürdigen Gebiet, buhlen mittlerweile zahlreiche Ausbauprojekte um Kundschaft. Mit Erfolg, immer öfter posieren die Bürgermeister mit bunten Kabelbündeln und den riesigen Kabeltrommeln – der Ausbau geht dank der Förderungen aus der „Breitbandmilliarde“ des Bundes voran.
Mit dem Posieren mit den bunten Kabel-Bündeln und den riesigen Trommeln haben die Bürgermeister in Graz-Umgebung über die letzten Monate und Jahre schon Erfahrung gesammelt: Stück für Stück geht der Glasfaser-Ausbau hier voran. Davor war, spätestens zum Beginn der Corona-Pandemie und der plötzlichen Notwendigkeit von vielen Videokonferenzen der Ruf nach leistungsfähigen Internetverbindungen auch in ländlichen Gebieten immer lauter geworden: Was Glasfaser-Anschlüsse angeht, war die Steiermark vor ein paar Jahren noch Schlusslicht in Österreich – und Österreich Schlusslicht in Europa.
GU-Osten: Projekte in St. Bartholomä, Lieboch, Dobl-Zwaring und Hitzendorf
Doch die „Breitbandmilliarde“ der Bundesregierung zeigt Wirkung: Im noch nicht besonders gut versorgten Osten von Graz startet St. Bartholomä mit September den Ausbau, im ersten Schritt direkt im Ortskern. sbidi (Steirische Breitband- und Digitalinfrastrukturgesellschaft) nutzt hierfür eine günstige Mitverlegungsgelegenheit mit der Sanierung der Landesstraße L316, die durch das Ortszentrum führt. „Ziel der Gemeinde ist es, mit sbidi das gesamte Gemeindegebiet vollflächig mit echter Glasfaser zu versorgen. Wir fangen jetzt im Ortskern an, sobald wieder Bundesfördermittel in die Steiermark und nach Sankt Bartholomä fließen, werden wir das Ortsgebiet weiter ausbauen“, sagt Bürgermeister Josef Birnstingl. 129 Haushalte in 91 Gebäuden werden versorgt, die Trassenlänge beträgt 4,1 Kilometer. Knapp 300.000 Euro werden dafür an Mitteln verwendet.
Der nächste Fördercall ist für den Herbst angekündigt, viele Gemeinden in der Steiermark warten dringend auf diese Anschubfinanzierung. Aufgabe der sbidi sei es abseits des Ausbaus, die Gemeinden zu beraten und bei Mitverlegungen zu unterstützen. „Wir nutzen die Möglichkeit, unsere Breitband-Leerrohre im Zuge der Wasserleitungsgrabung mitzuverlegen. Das spart Kosten und vermeidet mehrfache Bau- und Asphaltierungsarbeiten. Zusätzlich beziehen wir bereits bestehende Leerrohre in die Planung mit ein“, fasst Johannes Trummer die technischen Hintergründe zusammen.
In Lieboch baut ebenfalls die Breitband GmbH der Energie Steiermark: 8,3 Millionen Euro werden investiert, 3.200 Nutzungseinheiten sind geplant. Weil das Gemeindegebiet so groß ist, wurde es auf mehrere Cluster (Vertriebs- und Bauabschnitte) aufgeteilt. Erste Haushalte wurden schon heuer im April aktiviert.
In Dobl-Zwaring baut die Breitband GmbH 35 Kilometer Leitungen bzw. schließt 1300 Nutzungseinheiten an. In zwei Ortsteilen sind seit Mitte Mai 2021 rund 50 Kunden in Betrieb, in der zweiten Jahreshälfte 2024 startet die Detailplanung. 5,7 Millionen Euro werden investiert.
In Hitzendorf gab es heuer im Mai einen Spatenstich: 350 Haushalte und Unternehmen werden bis Ende 2024 an das leistungsstarke öFIBER-Glasfasernetz der Österreichischen Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (öGIG) angeschlossen. Dem ist sich auch Hitzendorfs Bürgermeister Thomas Gschier bewusst: „Der Ausbau unserer neuen Internet-Infrastruktur ist für Hitzendorf der Schritt in eine positive und vorwärtsgewandte Zukunft. Denn er erlaubt uns und unseren nächsten Generationen den vollen Zugang zu den umfassenden Möglichkeiten der Digitalisierung.“ Bis zum Jahresende sollen insgesamt 12 Kilometer Glasfaser-Kabel verlegt werden. Die ersten Haushalte und Betriebe sollen bereits im Oktober ihre aktivierten Anschlüsse nutzen können.
In Seiersberg-Pirka wird A1 einen FTTH (Fiber to the Home) Ausbau umsetzen, der Baustart ist hier aber noch nicht erfolgt.
Große Bauvorhaben und Vollausbau im Süden von GU
Im südlichen und südwestlichen Speckgürtel von Graz, wo auch viele Firmen ihren Sitz haben, ist das Netz bereits besser ausgebaut. A1 treibt den Ausbau in Feldkirchen bei Graz, Kalsdorf bei Graz, Hart bei Graz und Raaba-Grambach voran, wo mehrere tausende Haushalte angebunden werden. In Feldkirchen sind es mehr als 3.700 Haushalte, die an das A1-Netz des Landes angebunden werden: „Eine deutliche Steigerung der Lebensqualität der hier lebenden Bevölkerung“, sagt Bürgermeister Erich Gosch, der von „einem wichtigen Schritt in die digitale Zukunft“ spricht, von dem auch kommende Generationen profitieren würden. In Hausmannstätten bietet die Ögig Glasfaser an.
Wundschuh hat ab diesem Jahr über die Breitband GmbH einen Vollausbau geplant. 2,8 Millionen beträgt das Investvolumen, 960 Nutzungseinheiten bzw. 35 Kilometer Leitungslänge werden angeschlossen bzw. verlegt. Die Akquise läuft. In Werndorf wurden über das „Connect-Förderprojekt“ 2020/21 Volksschule, Kindergarten, Feuerwehr und Gemeindeamt mit Glasfaser erschlossen, ab heuer ist der Vollausbau geplant – um 3,4 Millionen Euro für 30 Kilometerlänge und für 1.332 Nutzungseinheiten. Auch hier läuft die Akquise.
In Premstätten hat im ersten Quartal 2023 ein FTTH-Vollausbau der Gemeinde mit 3300 Nutzungseinheiten durch die Breitband GmbH der Energie Steiermark begonnen – 6,8 Millionen Euro werden in die Hand genommen, 65 Kilometer beträgt die Ausbaulänge, die man bei mehreren Mitverlegungs-Projekten schaffen will, eine besondere Herausforderung ist die Verlegung auf der L303. Im dritten Quartal erfolgten schon die ersten Anschlüsse, rund 100 Kunden sind bereits im Betrieb. Auch der Baustart Premstätten-Süd ist bereits erfolgt.
GU-Nord: Deutschfeistritz und Übelbach werden angeschlossen
Im Grazer Norden hat die Breitband GmbH bereits ein Projekt in Deutschfeistritz / Stübinggraben abgeschlossen. In Übelbach kooperieren sbidi und die Energie Steiermark: E-Stmk erschließt den Ortskern mit Glasfaser, sbidi das Umland rund um den Ortskern. Ab 2024 ist der Ausbau in zwei Stufen geplant, 1,5 Millionen Euro nimmt man in die Hand, um 650 Nutzungseinheiten zu erreichen.
GU-Ost: St. Marein und Eggersdorf surfen via Glasfaser im Netz
Im Grazer Osten ist voriges Jahr bereits ein gefördertes Projekt von sbidi St. Marein bei Graz fertiggestellt worden. Aktuell erweitert wir in dieser Gemeinde im Ortskern und in Krumegg das Glasfaser-Netz, mit einer entsprechenden Förderung hofft man, das restliche Gemeindegebiet ebenfalls bald fertigstellen zu können. Eggersdorf bei Graz wird an das Glasfaser-Netz der Österreichischen Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (öGIG) angeschlossen. Haushalte und Betriebe werden damit ultraschnell im Breitband-Internet surfen. Informationsveranstaltungen dazu gab es schon im September 2022, damit begann die Bestellphase. „Mit der echten Glasfaser der öGIG stehen uns die Türen der digitalen Zukunft offen. Eggersdorf bei Graz wird durch leistungsfähige Glasfaser-Infrastruktur Teil einer erfolgreichen Wachstumsregion sein, denn Glasfaser steigert den Wert von Häusern und Wohnung nachhaltig”, freute sich Bürgermeister Reinhard Pichler.