„1, 2, 3 ... Biiizeeeeps!“ ist der Schlachtruf des österreichischen Herrenteams. „Ja, vor dem Spiel müssen wir uns schon so richtig aufheizen“, lacht Florian Leitinger, eigentlich im Kader, aber verletzungsbedingt bei der Weltmeisterschaft in Graz am Spielfeldrand zu finden. Dann geht‘s auch schon los gegen die Niederlande. Die Spieler stellen sich an der hinteren Linie startbereit auf, fünf Bälle werden in der Mitte aufgelegt. Wenn der Schiedsrichter pfeift, stürmen drei Spieler jeder Mannschaft nach vorne, greifen sich die Bälle und gehen sofort auf Angriff. Mit den Erinnerungen aus dem Volksschul-Turnsaal, wo Völkerball oft für ein schnelles Spiel zwischendurch eingesetzt wurde, hat der Wettkampfsport wenig gemein, schon gar nicht bei einer WM: Die Bälle werden mit 100 km/h oder sogar noch mehr durch die Luft gepfeffert, es geht ganz schön zur Sache. Genau das ist es, was die Spielerinnen und Spieler besonders an ihrer Sportart schätzen – sie ist dynamisch und spektakulär. Auch Leitinger ist sich sicher, dass der Sport noch um einiges an Bekanntheit zulegen wird.

„Und es ist sehr niederschwellig“, sagt Daniel Malik, Präsident der 2013 gegründeten Austrian Dodgeball Association, braucht man doch für Dodgeball lediglich ein Spielfeld und ein paar Bälle, sonst nichts. Mehr als 130 Teams aus 37 Nationen sind bei der Weltmeisterschaft, die bis Samstag in Graz ausgetragen wird, dabei. Die WM in Graz ist sogar die größte aller Zeiten. Wie schon bei der letzten WM in Edmonton, Kanada, führt man das Turnier für beide Ball-Kategorien (Cloth, also Stoffball, und Foam, also Schaumball) gemeinsam durch und das noch dazu mit einer offenen Anmeldung, ohne Vorausscheidung – und der Andrang war gewaltig. „Angemeldet haben sich fast 160 Teams aus Ländern, von denen ich teilweise sogar noch nie gehört hatte“, so Malik. Leider hätten es aber nicht alle geschafft, ein Visum zu bekommen. Insgesamt dürften rund 1700 Menschen aus aller Welt zur WM angereist sein, viele davon sind in Studierendenheimen untergebracht. Dass die WM ausgerechnet in Graz stattfindet, wo es im Gegensatz zu Wien und Niederösterreich (noch!) keine Mannschaften gibt, ist der Sportstadt Graz zu verdanken. „Wir sind super unterstützt worden und finden hier mit dem modernen Sportpark und der Blue Box optimale Bedingungen vor“, sagt Malik.

Eine ganz besonders weite Reise haben die Spielerinnen aus Neuseeland: „Wir waren 30 Stunden unterwegs, dazu kommt noch die Zeitumstellung – und die Wetterumstellung, wir haben gerade Winter daheim“, erzählen sie. Wie es sportlich läuft, werden sie erst sehen, aber auch so hat es sich schon gelohnt: Die Stadt sei sehr schön und erinnere sie etwas an Neuseeland. „Und die Atmosphäre bei einer WM ist einfach mit nichts zu vergleichen“, schwärmen sie. Ein paar Spielfelder weiter tritt gerade das Team von der Elfenbeinküste gegen die Australier an – und das mit großem Selbstbewusstsein: „Wir sind letztes Jahr zum ersten Mal beim Africa Cup of Nations angetreten und haben gleich gewonnen“, erzählt der Trainer.

Dodgeball wird so wie gerade in Graz in ernsten Wettkämpfen, aber auch in Fun-Turnieren mit lustigen Kostümen gespielt. Die deutschen Nationalteams scheinen sich von beiden Varianten ein bisschen inspirieren zu lassen, denn schon vor dem ersten Spiel geht bei ihnen die Party ab: Sie haben im Sportpark laute Musik in einer Box mit dabei und tanzen sich erst einmal ein. Dass die Stimmung dermaßen gut ist, liegt wohl auch daran, dass sie keine Mühen und Kosten gescheut haben und einen „Feel Good Manager“ mitgebracht haben. Es ist David Hasselhoff, in Form eines lebensgroßen Kartonaufstellers. Der „Knight Rider“ hatte schließlich auch einen Cameo-Auftritt als deutscher Trainer in der legendären „Dodgeball“-Komödie mit Ben Stiller.

Und die österreichischen Herren? Die sind guter Dinge, die Niederländer haben sie beim ersten Spiel schon mit einem deutlichen 24:2 in die Knie gezwungen. Doch mit Kanada hat man auch einen mehrfachen Weltmeister in der Gruppe. Als Favorit gilt Österreich allerdings in der Mixed-Klasse und bei den Frauen, wo man sich 2022 in Kanada den Titel geholt hat.

Wer die Spiele live verfolgen will, braucht einfach nur im Sportpark und in der Blue Box beim BG/BORG Liebenau vorbeizuschauen, der Eintritt ist kostenlos. Ausgewählte Spiele werden auch live auf Youtube und Twitch gestreamt. Für die Finale-Spiele am Samstag gibt es noch Restkarten. Alle Infos unter dodgeball.at oder diesem Link.